Seite:Taras Schewtschenko. Ein ukrainisches Dichterleben. Von Alfred Jensen (1916).djvu/130

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ein Jesuit nebst zwei Knäblein hervorgeschleppt. Honta erkennt in ihnen seine eigenen Söhne, von einer katholischen Mutter geboren. Entsetzen erfaßt ihn … und er tötet seine Kinder. Dann zerstört er die basilianische Schule, wo sie von Jesuiten erzogen worden sind. Die Leichen werden in einen Brunnen geworfen. Während die Hajdamaken sich wiederum an den Zechtisch setzen, geht Honta, von Gewissensqualen gemartert, einsam weg: „Ihr gerechten Sterne, verhüllt euch in Wolken! Ich Elender, wohin soll ich mich aber flüchten …“ Unter Haufen von Leichen findet er die Körper der beiden Söhne heraus und trägt sie weg, damit sie nicht die Beute von Hunden werden. Beim Scheine der brennenden Stadt gräbt er auf der Heide ein Grab; er hört nicht den Lärm und das Geheul, er hört nur die letzten Worte der Kinder: „Tatu! Wir sind nicht Ljachen!“ Er küßt die Augen der Toten, bekreuzigt sich und hüllt ihre Köpfe in ein rotes Leichentuch aus Nanking (Kytajka):[1]

„Meine Söhne, meine Söhne!
An die Ukraine
noch einen Abschiedsblick! Wir alle
ihretwegen sterben.
Wer wird aber mich begraben
auf dem fremden Felde?
Wer auf meinem Hügel weinen?
Ohne Raute oder Thymian
ruhet, meine Kinder!“

Ein grauenhaftes Lächeln huscht über seine Lippen, als er auf der Steppe zurückkehrt, um sich wieder zu den Hajdamaken zu gesellen …

In dem nun folgenden Epilog gibt der Dichter ein Bild von der allgemeinen Lage in der Ukraine nach dem Aufstande. Die Spuren der Hajdamaken sind verwischt. Das Grab Hontas kennzeichnet weder Kreuz noch Hügel! Salisnjak war von den Hajdamaken in einem Hügel begraben, an dem Jarema[WS 1] noch lange zurückblieb. Die andern


  1. Sterbegewand aus chinesischem Seidenstoff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jerema