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den Namen Halajda. Er sendet im Geiste seiner Oksana einen Abschiedsgruß, wischt die Tränen ab und folgt der Truppe Salisnjaks. Nun wird das Land gänzlich verwüstet; in den Dörfern stehn Galgen mit Leichen; Hunde und Raben zerfleischen die toten Körper; nur Kinder bleiben verschont. Nach dem Hinschlachten all der Polen und Juden wird ein Festmahl veranstaltet, bei dem ein Kobsar für die betrunkenen Sieger singen muß.

Jarema-Halajda sitzt jedoch düster am Ende des Tisches und kann an der Orgie nicht teilnehmen. Er denkt nur an Oksana und möchte ihretwegen gern alles Gold dahingeben. Unbemerkt entfernt er sich von dem Gelage mit dem plötzlich erscheinenden Juden Lejba, der ihm das Versteck der Oksana zeigt, um sein eigenes Leben zu retten. Halajda trifft sie im Nonnenkloster Lebedyn (zwischen Tschyhyryn und Swenyhorodka), wohin sie ohnmächtig gebracht worden ist. Bei den Tönen des Chorals „Isaija lykuj“ werden sie getraut, aber unmittelbar nach der Trauung muß er seine Braut verlassen, weil er von Salisnjak zu einer andern Hochzeit eingeladen ist und zwar in Umanj, wo die schrecklichsten Exzesse verübt wurden. In dem letzten Gesang „Honta in Umanj“ erreicht die epische Erzählung mit scheußlichen Szenen ihren Höhepunkt:

„In Dörfern weinen nackte Kinder,
verwaiste. – Gelbe Blätter rauschen
im dunkeln Wald, vom Wind zerrissen;
die Wolken ziehn, die Sonne schläft
und nirgends wird ein Wort vernommen.
Nur wilde Tiere heulen, streichen
umher und schleichen in die Dörfer,
wo sie Leichen wittern.“

Der Frühling ist wiedergekommen, doch die Metzeleien werden noch immer fortgesetzt. Die milde Jahreszeit kann weder das Blutvergießen hemmen, noch die Bosheit der Menschen. Jarema-Halajda[WS 1] rächt sich an den Ljachen für den Tod des Küsters und wird von Salisnjak als Sohn aufgenommen. Die belagerte Stadt Umanj wird von den Hajdamaken erobert. Aus dem Bazar, wo Honta tobt, wird

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jerema-Halajda