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Vorwort.


Das Los übersehen zu werden, das so vielen slawischen Dichtern zu teil geworden ist, war auch dem ukrainischen Nationaldichter Taras Schewtschenko beschieden. Sein Name ist zwar der Geschichte der Weltliteratur einverleibt, allein die Kenntnis von einem der begabtesten Dichter der osteuropäischen Welt beschränkt sich meist nur auf flüchtige Erwähnungen.

Im Jahre 1870 machte Georg Obrist als erster in Czernowitz den bescheidenen Versuch, Schewtschenko in das literarische Bewußtsein Europas einzuführen, während in einer Sammlung der Kulturskizzen „Vom Don zur Donau“ (1889) von K. E. Franzos der ukrainische Dichter gebührend gewürdigt und in wesentlichen Zügen vorgeführt wurde. In der französischen und englischen Literatur aber sucht man, dünkt mich, vergeblich nach einer besonderen Schewtschenko Studie, außer man begnügt sich mit einem Aufsatz von E. Durand in der „Revue des deux mondes“ 1876.

Im Jahre 1914 feierten die Landsleute Schewtschenkos seinen hundertjährigen Geburtstag; anläßlich dieses Jubiläums erschien in Wien eine Festnummer der „Ukrainischen Rundschau“, redigiert von Wladimir Kuschnir und Alexander