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Die Nachtigall flötet.
Es widerhallt davon der Hain.
Hinterm Berg beginnt es sich zu röten;
Lieder stimmen an die Pflüger.
An dem Dnipró
blauen hohe Gräber;
durch den Wald ein Rauschen geht,
dichte Weiden flüstern.“[1]

In der Elegie auf den Tod Kotljarewskyjs (1841) kommt ein ähnliches Stimmungsbild vor:

„Es schläft das Tal, in Schneeballs Zweigen
ist auch verstummt die Nachtigall.
Ihr Schweigen löset ab das Sausen
des Morgenwinds, der zieht durchs Tal.
Geweckt vom Schall der Gottessprache
stehn auf die Leut’ zur Tagesmüh;
ums Wasser Mädchen gehn zum Bache
und auf die Weide zieht das Vieh.
Die Sonne beleuchtet ein Paradies,
die Weide lacht …“[2]

In den „Hajdamaken“ heißt es: „Die Morgenröte glüht, die Himmelsfeste glänzt mit weißen Wangen, der Weidenbaum lauscht der Nachtigall, indem er sich im Brunnen spiegelt.“ In dem großen Gedichte „Der Traum“ (Sson) findet sich folgende prachtvolle Naturmalerei:

„Sieh, der Morgen graut … Den Himmel
     Purpurflammen säumen,
froh die junge Sonne grüßen
     Vöglein in den Bäumen.
Steppen schimmern, über Fluren
     regt der Wind die Flügel,
grüne Weiden über Teichen
     nicken auf dem Hügel.
Sachte ihre dunklen Kronen
     frische Gärten neigen;
hohe Pappeln, Wächtern gleichend,
     stehn im Feld und schweigen.
Und das ganze Land, in Schönheit
     strahlend und in Wonne,


  1. Das Gedicht wurde von O. Hrycaj übersetzt.
  2. Nach der Übersetzung von Szpoynarowskyj.