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Diesen Abent, den 13. November 1646 haben sie angefangen vast alle Tuech- und Kramläden spolieren, hat kein Clagen nichts thun oder helffen mögen, allein daß bisweilen ein officier sich gestellt, ob wolt er helfen, aber es war umbsonst. Das Plündern hat selbe ganze nacht gewähret und sein diesen Abend und nacht neben andern auch geraubet worden, das Spital und vast alles, was die Burger darein geflechnet, das Rathaus, der Statt Archiv, übel zugericht, der Allmuesenbokh in der Kirchen, das Allmuesengeld uf dem undern Oehlberg, der Obere Oehlberg, alle Schuelen, beede Herren Prediger, deren Hr. M. Joh. Porzelius sehr übel darzu tractiert worden. Also von Obristen oder fürnembsten bis zum geringesten alles geplündert, außer etlich wenig Häuser, welche sich rantioniert und selbe officier gleichwol ihr Wort gehalten, andere aber ob sie gleichwol accordiert, dennoch die Häuser spolieren lassen. Und viel Leuth übel tractiert.

Am selben Abend bin ich (Namblich Freitag, den 13. November) auch nit geplündert worden, weil mein einquartierter Leütenant (welches Namen und Regiment uf vihlfeltig Begehren nit erfahren können) ist Herrn Obristen Reinhold Jordan aber Schwester Sohn gewesen, so ich hernach erfahren, und in Bibrach lustig mit ihme gewesen, mir etliche Reuter ins Haus gelegt, und neben denselben keine andere herein gelassen. Die ganze Nacht durch und durch (weil ich begerte rantion 100 Reichsthaler nit paar erlegen wollen) dies und jens aus dem Laden kauffweis begehrt, solches am Morgen an der Contribution abzurechnen.

Morgens am Samstag gegen Tag den 14. November 1646, ungfer umb 6 Uhr, begert er, ich soll ihme noch etwas Tuech und Gelt geben, so wolle er sein Wort halten, soll unausgeplündert verbleiben.

Aber ich hab nit getrauet, sondern eher anfangen plündern lassen. Ihnen also alle Kisten und Kasten, Thüren, Raistruhen und was verschlossen war, selbs geöffnet und mit 4 Lichtern darzu leüchten lassen. Was ich nit hab öffnen können (als meinem H. Schweher ein Raistruhen, Herrn Mathiä Mayers Capitänleutenants under dem Stazischen Regiment in Italien seiner Frauen Elisabetha Beerin eine Truhe, item Johannes Raßten 1 Trüchlin, item Frau Ursula Habißreutingerin 1 Trüchlin Büecher p.) das haben sie zerschlagen, was ihnen gefallen, genommen nur das Beste, Und weil Ihrer nit mehr dann 4 waren, jedoch in 6 Roß beladen, aus dem Laden und aller Orth. Aber Gottlob den Keller nicht funden. Mir und den Meinigen dabei kein Laid mit schlagen oder bösen worten nicht angethon.

Auch in Essen und trinkhen kein Ueberfluß gehabet. Lezlich mir mein klein Rößle Myzel, so mir sehr lieb, auch wekhgefüehret, darmit bin ich auch us dem Haus zum Hrn. Leutenant gangen, ihne gepetten, habe mir nicht nur umb 100 fl. werth Schaden thun lassen, pitte allein um diß Pfertle, so er mir gelassen, und der Knecht solches mir wider genommen, deme ich 2 Reichsthaler verehret und es also behalten.


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Hans Conrad Lang: Tagebuch des Hans Conrad Lang. Isny 1930, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_H_C_Lang_47.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)