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Musica lindert menschlich gemüeth,
Und innert Gott an seine güeth.
Sie nimpt weg Kümmernuß und Leid,
In Schimpf und Scherz macht große Freud.
Creuz, Angst und Trüebsal sie erquickt,
Auch macht die Stimm ganz wol geschickt.
Auf dem Instrument lernen zu spilen.

Ao. 1609 hat mich mein Vatter zue Herrn Hans Caspar Weinlin, Organisten zu Yßnj, gethan, daß er mich lehre, uf dem Instrument spihlen. Dabei er dann sein Vleiß nicht gespart, meine Jugent aber nicht wußte, worzu es guet war. Habe danach (Gott Lob und Dank gesagt) einen Anfang gemacht, daß mir fürterhin leicht zu helfen wer, besser zue continuieren.

In die Latinische Schuel zu Yßne gangen.

Ao. 1607, ein Jahr zuvor, als ich zu Herrn Organisten gegangen, hat mich mein Lieber Vatter in die Yßnische Latinische Schuel gethan. Alda ich nach Beschaffenheit derselbig, bis Ao. 1615 sovihl gelernt, als meine Jugend zulassen möchte und Gott Gnade gab.

Bin also in die 8 Jahr dahin gewandert und laider an kein anderen Ort, da etwa ein Gymnasium oder Academia, nicht gelangen können. Dann es meinen L. Eltern zuvil, mein L. Vater aber keinen Stipendiaten haben wöllen.

Vier praeceptores zugleich gehabt eine zimbliche Zeit, darunter aber das Instrument am wenigsten exerziert.

Habe also uf eine zimbliche Zeit (und Teils bis Ich als hernach volget von Yßnj weck gezogen bin) Teglich vier praeceptores gehabt, und das volgender gestalt.

Morgens umb 7, bisweilen umb 8 bis 10 Uhr in die Teutsche Schuel zum Rechnen.
von 10 bis 11 Uhr zum Instrument Schlagen.
von 12 bis 3 Uhr in die Latinische Schuel.
von 3 bis 4 Uhr zue der Musica.

Der liebe Vatter selig ist ao. 1618 gestorben, seines Alters im 39 Jahr, im 4. November.
der L. Anherr Hans Schikher ao. 1619, seines Alters im 82 Jahr
die L. Mueter ao. 1627. Im Monat ....

In diesem Buech ist kurzlich verzaichnet, was sich von Anfang meines ersten Ausraisens in meiner Jugend (im 15. Jahr meines Alters beschechen) bis in meinen Ehestand ungefahr begeben. Und so mir unser Herr Gott Gnad verleiht, soll hernach auch, was in meinem werenden Ehestand beschechen, eingezaichnet werden. Welches

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Hans Conrad Lang: Tagebuch des Hans Conrad Lang. Isny 1930, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_H_C_Lang_06.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)