Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Täler des Todes. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 4, S. 216–220

durch gewissenhafte Fachleute die Angaben der beiden geheimnisvollen Entdecker jenes Diamantentales, deren Namen seltsamerweise bisher so sorgsam verschwiegen worden wären, an Ort und Stelle nachprüfen lassen. Der Edelsteinreichtum jenes entlegenen, durch giftige Gase fast unzugänglichen Fleckchens Erde wäre tatsächlich überaus groß und verspreche eine sehr lohnende Ausbeute. Bald erschienen dann auch aufs neue Prospekte der „Timoraka“, und nun gingen die Aktien geradezu reißend ab. Ein großer Seedampfer verließ bereits zwei Monate später England und brachte die aufs vorzüglichste ausgerüstete Expedition der Gesellschaft nach Neuguinea, wo mit der Gewinnung der Diamanten sofort mit Hilfe von Sauerstoffapparaten, die die Arbeiter vor dem Ersticken schützten, begonnen wurde. Bisher sollen auf diese Weise für anderthalb Millionen Steine gefunden worden sein.

Die Geschichte der Timorakamine hat aber noch ein anderes Kapitel, das der Findigkeit der englischen Polizei ein gutes Zeugnis ausstellt. Durch die spaltenlangen Berichte der Zeitungen über das neue Diamantental wurde man wieder auf jene zwei Meuterer aufmerksam, die 1904 von Basaroeaka entflohen und bisher noch immer nicht wiederergriffen waren. Man vermutete, die Entdecker jenes Tales, die sich in ein so geheimnisvolles Dunkel zu hüllen suchten, seien eben jene durchgebrannten Verbrecher. Ganz im geheimen stellte die Londoner Polizei ihre Nachforschungen an, bis sie ihrer Sache ganz sicher war. Im Juli 1909 wurden die beiden früheren Matrosen wirklich in San Francisco verhaftet, wo sie mit dem ihnen für ihr Geheimnis ausgezahlten Gelde ein recht vergnügtes Dasein geführt hatten. Damit war’s nun vorläufig zu Ende. Sie wurden jeder zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Verbüßung ihrer Strafe dürften sie sich jedoch bei ihrem Vermögen, das sie dem diamantreichen Tale des Todes verdanken, für die entbehrungsreiche Zuchthauszeit reichlich entschädigen können.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Täler des Todes. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1912, Bd. 4, S. 216–220. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:T%C3%A4ler_des_Todes.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)