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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Tangel-Holtzes / und sonderlich an die grösten Tannen angeleget / sich eingefressen / die Bäume vergifftet / und durch die daraus entstandene Faulung allerhand Gewürme generirt worden / daß die Bäume gäntzlich verdorret / da man sonsten nicht gemeynet / daß die Raupen auch das Tangel-Holtz angreiffen solten / weil es sehr bitter und hartzig ist.

Neben diesen sind auch die Käfer / so den Bäumen grossen Schaden thun / sonderlich dem Laub-Holtz / denn sie verhindern dessen Wachsthum / weil sie das Laub / auch zugleich die junge Sprößlein abfrezen / beschmeissen und vergifften / daß solche in langer Zeit kahl / und ohn einziges Laub stehen / auch nicht fortwachsen können / biß der Regen den vergiffteten Geiffer abwäscht / und abspület / und es sich nach und nach wieder erholet / oder es verdorret wohl gar davon.

Die Käfer fressen fast von allen Laub / außer Bircken und Erlen / weil solches zu bitter / aber jene / die Raupen / greiffen nur das subtile und zarte Laub an / als Eichen und allerhand wild und zahm Obst.

Die Heuschrecken / so aus fernen Landen kommen / zapffen das Laub wohl auch an / aber es geschiehet doch Gottlob gar selten / daß GOtt ein und ander Land damit straffet / welche denn in so grosser Menge kommen / daß sie wie Wolcken die Sonne verfinstern.

Jenseits der Elbe Norden-Theils haben sich für etzlichen Jahren eine Art grüne Raupen in grosser Menge gefunden / welche die Wipffel von jungen Kieffern-Wiederwachs abgefressen / wodurch unsäglicher Schade geschehen / und viel tausend Stämmgen deswegen verdorret / und eingegangen sind.

§. 14. Hierbey wird nicht undienlich in Consideration zuziehen seyn / nachfolgendes Rescript, so Anno 1680. an einem hohen Hofe ausgefertiget worden.

Es ist bekant / daß vom Jahre das Raupen-Ungezieffer / an denen Obst-[WS 1] und andern Bäumen / vor sehr grossen Schaden gethan.

Nachdem man dann wahr genommen / und in Erfahrung bracht / daß dergleichen Bäume wiederum gantz voll solcher Raupen-Nester seynd / welche bey herannahender Frühlings-Zeit aufzugehen und die Bäume dergestallt einzunehmen / oder zuüberziehen pflegen / daß von solchen Ungeziefer weder Laub noch Blüte oder Knospen gelassen, sondern dieselbe gantz verderbet / und abgefressen worden / und aber sothanen Schaden und Unheil sehr gesteuert / und begegnet werden kan / wenn nehmlich die Raupen-Nester von denen Bäumen etwa durch Sengen und Räuchern mit Tannen Gipffeln / oder durch

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  1. Vorlage: Obs-
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/76&oldid=- (Version vom 4.8.2020)