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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

es sind in West-Indien solche große Bäume / daß die Einwohner in ihren ausgeholten Bäumen / schöne Wohnungen mit vielen verschiedenen Kammern sich zurichten / darinnen sie große panquete gehalten und die Stämme / 120. Schuh in der Runde gehabt / wie Nierembergius mit mehren schreibet.

Die Könige von[WS 1] Mexico haben solche große Bäume in ihrem Lust-Garten gehabt / darunter 1000. Menschen in Schatten sitzen können.

§. 66. Zu Halle nahe bey Foye in Cornwallien / einer Provintz in Engelland / zeiget man ein Stück Holtz / so eine Reißig-Welle / oder ein Gebund-Holtz repraesentiret / welches in der mitte recht natürlich geknüpffet und also sehr wunderbahr ist: an jedem Ende siehet man 4. Stäbe / und jeder solcher Stab ist weiter in 4 andere abgetheilet. Talander Beschreibung Engellands c. 10.

§. 67. In dem Landstrich Americae, novo Reino di Granata genannt / giebt es ein Geschlecht sehr hoher dicker Bäume / also / daß 15. Mann kaum deren einen umklafftern mögen / die nennet man Zerbia, diese werffen alle 12. Stunden ihre Blätter ab / und so bald kommen andere an deren Stelle wieder herfür.

In der Provintz Pequin ist ein See / Hoeniajo, oder der Vogelbeer genannt / an dessen Ufer Bäume von sonderlicher Art stehn. Dessen Blätter / wenn sie ins Wasser fallen zu kleinen Vögelein werden.

§. 68. In China ist eine Gegend, so Terra pinorum genannt wird / allwo Baume von so unglaublicher Größe wachsen sollen / daß sie 80 Männer nicht umklafftern können und 38. Mann neben einander in dergleichen hohlen Baum stehen.

Es sollen auch gantze Wälder voll Maulbeer-Bäume daselbst seyn / welche oben stets wie der Weinstock beschnitten werden / daß sie nicht zu groß wachsen / und daher für die Seiden-Würmer desto besser Laub herfür bringen.

§. 69. In Brasilien ist das Land von sonderbahrer Eigenschafft an Gewächsen und Menschen und werden sonderlich in der gantzen Welt nicht so hohe Bäume als daselbst gefunden und sollen deren etliche über 430. Schuh hoch und so dick seyn / daß einige von 15. oder 16. Männern nicht mögen umklafftert werden. Auch machen die Brasilianer Schiffe aus einen eintzigen solchen Stamm / welche 150. Personen führen mögen.

Es giebt solch Land auch unterschiedenes wohlriechend Farben-Holtz / welches dem rothen und festen Brasilien-Holtz gleichet.

Der Brasilianische Wunder-Baum wächst mitten in diesem Lande neben dem Hafen Allerheiligen / an dürren und Wasserleeren Orten ein sehr großer und breit zweigiger Baum / dessen Zweige Löcher haben / welche Sommers und Winters-Zeit voll klares / und wohlgeschmacken Wassers / das

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/436&oldid=- (Version vom 20.8.2021)