Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/432

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

breiten sich dermassen weit aus / daß darunter 1000. Menschen in Schatten sitzen.

§. 44. Der Assyrische Apffel-Baum trägt alle Stunden Aepffel / indem etliche abfallen / etliche zeitig werden / und etliche frisch herfür wachsen.

Unterschiedliche Nationen haben versuchet / solchen Baum auff den Erdboden ihres Vaterlandes zu setzen und wachsend zu machen; allein vergeblich denn der Ausgang hat gelehret / daß er nirgend anders wo / als in Meden und Persien wachse Plin. l. 12. c. 3.

§. 45. Eben dieser Plinius l. 17. c. 16. giebt vor / er habe an einem Ort / Tiburtes Tulliae genennt / einen Baum gesehen / an dem allerhand Aepffel / unterschiedlicher Gattung gehangen: An einem Ast erschienen Nüsse / an einem andern Beere / an einem andern Weintrauben / noch an einem andern Feigen / an einem andern Birnen und wieder an einem andern unterschiedene Arten der Aepffel / selbiger Baum aber sey gar bald verdorben und hierinnen denen guten Ingeniis gleich gewesen / welche selten zu einem hohen Alter gelangen.

§. 46. In der Insul Tylos findet man wollentragende Bäume / derer Früchte den Kürbsen gleich sind / in der Grösse eines Quitten-Apffels / woraus wenn sie von Zeitigkeit aufspringen / wollene Ballen genommen und zu kostbahrer Leinwand gebraucht werden. Plin. l. 12. c. 10.

§. 47. Nicht weniger Verwunderung verdienet der Baum in Hircanien / so einer Eichen nicht ungleich / dessen Blätter mit vielen Honig überschmieret zu sehen / welches die Einwohner bey der Sonnen Auffgang einsamlen / so aber diese Zeit versäumet wird / so weichet das Honig wieder weg. Curt. l. 6. histor.

§. 48. Der Autor der Acerrae Phil. l. 1. n. 139. thut Meldung von einem Baum / der in der Größe einem Oel-Baum gleichet und weder Früchte noch Blüthe hat / auch mit Arms-dicken Aesten unter der Erden wächset / davon ein Stück einer Spannen-lang Gold / Silber / Ertz / Steine und andere Dinge / außer dem Agtstein nach sich ziehet.

§. 49. In der Insul Ternate ist eine Baumartige Pflantze / welche sehr hoch wächst / und zu oberst ein rundes Haupt zeiget / wie ein Kraut-Haupt / darinnen ein weises Mehl verborgen / welches die Einwohner mit Wasser besprengen / kneten und backen / und sich also desselben an statt Brodes bedienen.

Wenn man ein wenig Pfeffer / Zimmet und Zucker beyfüget / so brauchen sie dasselbe stat einer delicaten collation. Classius in descript. peregr. stirp. so soll auch in China ein Baum wachsen / welcher reiche Frucht giebet / die dem Mehl gleichet und die Land-Leute zu Brode brauchen.

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/432&oldid=- (Version vom 20.8.2021)