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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

auff 4. Säulen ruhen.

Ein Bäyerisch Fräulein so eine Nonne gewesen / soll in ihrem Kloster einen so starcken Majoran-Strauch oder Baum aufgezogen haben / daß ihn kaum 2. starcke Männer tragen können. Drexelius.

§. 31. Wer will die eigentliche Ursache endlich geben / daß wegen derjenigen Personen / so sie gepflantzet / die Bäume einen sonderlichen Zufall solten unterworffen seyn; gleichwohl giebt es die Erfahrung / daß viel Bäume vor des Pflantzers Tode verdorren / welches wir billig unter die Admiranda arborum mit rechnen.

§. 32. In Ost-Indien sollen große Gehöltze und Wälder sich befinden und solche bloß von den so genannten Bambos bestehen / welches Holtz in Form des hohen Meer-Rohres ist / und solchen gleichet / auch theils so hoch als die höchsten Bäume in unsern Höltzern ist.

Und soll solches Holtz oder Wälder von Bambos so dicht ausschlagen und in einander wachsen / daß fast unmüglich hinein / vielweniger durchzukommen / in welchen Wäldern denn sich viel Affen aufhalten sollen.

Wo Strassen durch dergleichen Wälder gehauen / so sollen die Affen auff jeder Seite des Weges oder Strassen ihre sonderliche Gebiete haben / und keine Part die andere über die Strassen queer über und in ihr Gebiete lassen / oder doch darum fechten und sich mit einander schlagen.

§. 33. Matthiolus Ep. 3. bezeuget / er habe im Böhmischen Gebürge[WS 1] eine Tanne gesehen / deren Stamm in den härtesten Stein verwandelt worden.

Zu Franckfurt am Mayn, ist in des Herrn Jacob du Fay Garten eine solche grosse Hasel-Staude zu sehen gewesen / von dergleichen man niemahls gehöret. Ihre Käyserl. Majestät LEOPOLDUS I. haben auff Ihren Wahltag 1657. etzliche mahl darunter gespeisset

An der Höhe und Breite hat sie fast den grösten Eich-Baum übertroffen: Ihre gantze Höhe ist gewesen 87. Werckschuh: die Dicke so starck als 4. Männer am Leibe seyn möchten.

Der Schafft bis an die Aeste war 36. und von den Aesten bis an den Wipffel 50. Werckschuh. Dieser Baum hat also ein recht Wunder der Natur fürgestellet und so wohl seine Fruchtbarkeit / als auch spielende Lustbarkeit und Seltzsamkeit an den Tag geleget und wie die Natur zu Zeiten von ihrem gemeinen Lauff abweichet / und der Welt etwas annehmlichers seltzamers und verwunderlichers schencket / ja wie sie hier aus einer Staude einen Baum machet und damit weiset daß ihr nichts unmüglich / vielweniger sie an den ordentlichen Lauff gebunden sey / also ist auch hieraus zu schliessen / was die cultivation für große Würckung habe.

So hat man auch zu Pfortzheim eine Haselstaude gefunden / deren Stamm so dicke / als drey wohlgewachsene Männer.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bebürge
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/429&oldid=- (Version vom 20.8.2021)