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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 7. Hierbey ist sonderlich zu mercken / daß es in desto grössern Uberfluß zufinden / je hefftiger die Sonnen-Hitze ist / auch / daß seine Menge ein Kenn-Zeichen der künfftigen Unfruchtbareit sey, und denn / daß die Sonne und der Regen es fliessend machen. Die meisten Naturkündiger haben angemercket / daß dieses Manna / indem es eine feiste und hartzige materie ist / nichts anders als eine substanz oder Safft des Baumes sey / der es vorbringet; Und ist wahr / daß die zartesten Zweige / und die gegen die Sonne am meisten stehen / solches auf sich haben / die denn darauf verdorren / oder so welck werden / daß sie hernach nichts mehr dergleichen geben etc. Es wird aber dieß Manna nur in Monath Augusto gesammlet und hält sich lange Zeit / derohalben es nicht dasjenige Manna ist / so die Kinder Israel in der Wüsten gehabt / welches andere Umstände dabey mehr bestärcken.

§. 8. Wenn man denen Reise-Beschreibungen nachgehet / so hat das Land China auch Bäume / auf welchen der Byssus oder reine Seide wächset.

Von den Bäumen darauf die Wolle wächset / wird anders wo Meldung gethan.

Daß Krebse auch auf denen Bäumen seyn und kriechen sollen / schreibet Lorius.

Sie sollen aber mager seyn / wie die See-Krebse auch nach Wacholdern riechen und schmecken.

§. 9. Noch verwunderlicher wird es einem vorkommen / wenn man sagen wolte / daß Austern auf Bäumen wachsen / und doch bekräfftiget solches Otto Keye in kurtzen Entwurff von Neu-Niederland und Gvajana.

Man muß wissen / sagt er p. 62. daß das Erdreich in den warmen Landen von unserm HErr GOtt mit einer so großen Fruchtbarkeit gesegnet worden / daß selbst die saltzigen Gründe in denen gesaltzenen Flüssen und ein Stück Weges in der See ihr Holtz-Gewächse hervor geben / ja dergestalt / daß an denen meisten Plätzen / wo die Ströme nicht zu weit oder zu tief sind / die Bäume von beyden Seiten so nahe an einander gewachsen / daß die Zweige der Bäume von beyden Seiten der Ufern offt gegenüber einander erreichen können / wodurch mehrmahl sehr beschwerlich fällt / nur mit kleinen Bootgen oder Gondeln alleine in der mitten zu passiren / weil durch die Dicke der durch einander gewachsenen Zacken die Fahrt verhindert / oder zum wenigsten sehr beschwehrlich gemachet wird.

An denen Stämmen nun der in Saltz-Wasser stehenden Bäume / wie auch an denen Zacken / so viel deren das Wasser berühren / wachsen und gedeyen die schönsten / grösten und delicatesten Austern der gantzen Welt / als die an Geschmack und Lieblichkeit nirgends ihres gleichen finden; Sie seyn das gantze Jahr gut / nur eine wenige Zeit ausgenommen etc. Wenn es da zu Lande Flut wird / so fähret man mit denen Boots / Gondel oder Schlupen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/418&oldid=- (Version vom 20.8.2021)