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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Hingegen wenn / bevorab beym Schlag-Holtze / ordentliche Gehaue gemacht werden / so hat das junge Holtz Raum und Platz fein zugleich auf zu wachsen / und auf zu schießen.

§. 7. An theils Orten werden noch hierüber die alten Stöcke ausgerottet / wodurch denn frische Erde erlanget wird / und die Stöcke und deren Wurtzel keine Hinderniß an Wiederwachs geben.

Die Gehau sollen auch mit keinem Vieh betrieben werden / und wo das Holtz verbissen / soll man es wieder abtreiben / denn das verbissne wächset noch einmahl so langsam / als das unverbissene.

§. 8. Es finden sich überdieß bey viel Gehöltzen allwo nicht Stockräume gemachet / sondern nur einzelne Tannen / Fichten und andere Stämme / daraus gehauen worden / auch absonderlich die Buchen alleine stehen / daß endlich ein lauter Buchenes Gestrippe darinne entstanden / welches denn viel Jahr haben muß / ehe ein rechter Stamm draus wird.

Inzwischen gehet solch Gestrippe einzeln mit ein / und ist also dergleichen Gegend in viel Jahren fast gar nichts genutzet worden / oder annoch zu nutzen / es sey denn daß es zu Feuer-Holtz abgetrieben / und von Fichten / Tannen / und andern guten Holtz der Wiederwachs daselbst befördert / oder das Büchene Holtz zu Schlag-Holtz gezogen werde.

§. 9. Wo Mangel an Brenn-Holtz ist / kan man die Aeste von Laub-Holtz-Bäumen fein glat und sauber abhauen / und solches in 5. 6. 7. 8. Jahren wiederholen: Aber an Tangel-Holtz lässet sich solches nicht practiciren.

Es wird auch jedweder so Holtz hat / oder die Aufsicht drüber führet / bevor in Anweisung zum Feuer- und Kohl-Holtz fällen geschicht / was noch zu Bauen / Reiff- und Hopffstanggen / Büttner- und Drechßler-Holtz dienen möchte / aushauen und aushalten laßen / dieweil solches besser zu nutzen / und mehr Geld daraus / als aus jenen zu lösen.

§. 10. Aexte so in guten Zeichen geschmiedet / sollen zu Abhauung des Holtzes sehr gut seyn / weil es besser darnach wieder ausschlagen soll.

Es hat auch ein Mensch für den andern / eine glücklichere Hand / daß es nach dessen Hieb wohl wieder ausschläget, wie man denn am Baum-Propffen siehet / daß manchem Menschen alle Pfropffreißer bekommen / dem andern aber nicht / ob er gleich mehr Fleiß und Mühe hierzu angewendet: Man hat sich auch hierbey um geschickte Holtzhauer um zu sehen. Denn man hat solche große ungeheuere Bäume sonderlich Tannen / in hiesigen Ertz-Gebürge gefunden / so zehen 12. bis 15. Ellen dicke gewesen und bis 6. Schragen oder 18. Clafftern Holtz gegeben / und ist sich zu verwundern / wie 2. oder 3. Holtz schlager auf so hohen und abhängichsten Gebürgen und Praecipitien solche hauen / absägen / fällen / mit

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/393&oldid=- (Version vom 20.8.2021)