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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gehen / daß vor dessen nicht allein der Götter Bildniß aus Buchs-Baum geschnitzet worden / wie denn Pausanias des Apollinis gedencket daß es von dergleichen Holtz gewesen und ein vergüldet Haupt gehabt.

Man hat auch die Flöten oder Pfeiffen daraus gemacht / welche man bey dem Dienste der Götter-Mutter Cybeles zubrauchen pflegen. vid. Ursinus Arbor. Sect. 2 c. 9. p. 151. 152.

§. 6. Zu denen Stauden gehöret auch der so genannte Hart-Riegel / so von etlichen Reinweide / item wild Carnel-Baum genennet wird.

Er hat seinen Platz so wohl in Gärten / als Feld-Hecken / und ist zum Zäunen sehr bequem / weil er dichte ineinander wächset / sonderlich / wenn er wohl beschnitten wird. Es ist eine Staude oder Strauch-Art / wächset 4. oder mehr Ellen hoch / treibet viel Stäudlein und Aeste neben einander / hat eine Aschenfarbige Rinde / die Blätter gleichen fast dem Weiden-Laub / sind aber etwas kürtzer / breiter und dicker / und darbey weißlicht und gläntzend.

Dieser Blätter gedencket auch Ovidius, wenn er saget:

Candidior folio nivei Galathea ligustri.

§. 7. Seine Blüthe kömmt in Junio herfür / hat schöne weise Blümlein / so traublich beysammen stehen / und einen wohlgestalten Strauß machen / der einen lieblichen und starcken Geruch von sich giebet / die Früchte aber sind schwartze Beere / so einen braunen Safft und zwey kleine Körnlein in sich haben / insgemein Hunds-Beere genannt / hangen fast den gantzen Winter unversehret an der Staude. Von dieser hat auch Virgilius geschrieben:

O formose puer nimium ne crede colori,
Alba ligustra cadunt, vaccinia nigra leguntur.

§. 8. Es wird dieses Holtz auch Bein-Holtz genennet / weil es / so es dürre / bein-hart ist / und zu Zaumstecken wohl dienet / kan endlich gar leichtlich wie die Weiden fortgepflantzet werden. Das Holtz ist sehr fest / und hart / widerleget sich dem Eisen / lässet sich schwerlich arbeiten / und durchbohren / daher es auch den Nahmen Hartriegel hat. Es werden Radespeichen und ander Geräthe daraus gemachet / ist wehrhafft und beständig / zerspringet und bricht nicht leicht.

In Tyrol soll man aus den gekochten Beeren ein Oel erpressen / so man zu Nacht-Lichtern brauche.

§. 9. Ferner gehöret hieher der aller Orten bekannte Schleh-Dorn oder wilde Pfläumlein. Wie die runden Pfläumlein in den Wäldern sponte wachsen oder gepflantzet werden / und zu Unter-Holtz wohl dienen / auch gute Früchte vor Wildpret und Flügelwerck tragens; also ist auch der Schleh-Dorn und

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/368&oldid=- (Version vom 20.8.2021)