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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

setzet / wird er leichtlich von Winden umgeworffen / bevorab / wo kein gut / sondern lucker und sandig Erdreich ist.

§. 11. Populus Nigra oder schwartzer Pappel-Baum treibet einen stärckern Stamm / wirfft auch seine Wurtzeln tiefer in die Erde: sein Holtz ist hart und gelblicht / und nicht so weis / als wie bey der weißen.

Die Blätter sind zweyfärbig / auf einer Seiten graulicht / auf der andern schwärtzlich oder rußfarbig / forne spitzig / breit / und umher ein wenig zerkerbet / hangen an langen Stiehlen.

Die Zäpfflein / so an diesen Bäumen wachsen / sind länglicht / darauf folgen Träublein / mit runden Beeren besetzet / welche / wenn sie reiff und zeitig werden / wie eine Wolle verfliegen.

Die Alten haben bey diesem Baum die Veränderung der Zeit abgebildet / weil desselbigen Blätter / so bald die Sommerliche Sonnenwende herbey kommt / sich auch umkehren / und umwenden.

Sie tragen länglichte Knöpfgen / etwas grösser als die Gersten-Körner / an der Farbe gelblicht / aber fett und öhlicht / wie ein Terpentin oder Hartz / daher sie in Angreiffen klebricht / und dem Geruch nach lieblich und anmuthig seyn.

Aus diesen Knospen folgen zwar die Blätter sammt der Baum-Blüthe / aber sie sind die jenigen Schößlinge / so in der Apothecken Gemmae s. oculi populi genennet werden / daraus denn das Unguentum populeum gemachet wird.

Es findet sich auch ein Hartz an diesem Baum / wie an den Pfaumen- und Kirsch-Bäumen / welches sich / wenn die Rinde aufreißet / zeiget.

§. 12. Insgemein stehen die Pappel-Bäume gern an Ufern und Rändern der Wässer und Bäche / und wo es etwas feuchte ist.

Ovid.

Quam Platanus rivo gaudet, quam Populus unda,
Et quam limosa canna palustris humo.

Es ist das jenige Holtz oder Baum / so am allerschnellesten wächset. In wenig Jahren kan man eine gantze Gegend / Dorff / Hauß / Garten damit unkenntlich machen.

Denn wenn man solche dieser Gegend setzet / so sind es in 4. 5. oder 6. Jahren schon ziemlich grosse Bäume, voller Aeste und Laub / so man sich fast nicht einbilden kan.

Es geben auch diese Bäume gleich Schlag-Holtz / so bald es eingewurtzelt / kan man es abhauen / so schläget es wieder aus / und also kan man in kurtzen Jahren ein groß Stück Schlag-Holtz zeugen.

Sie werden sonst wie die Weiden geköpffet / über 3. oder 4. Jahr / aber wenn man sie in die Höhe ziehet / und oben ungestutzet lässet / so wachsen sie hoch / und strecken sich wie eine Eiche oder Buche.

Man kan sie hernach ausschneiden / und die Aeste zu Feuer- und Laub-Holtz brauchen.

Es geben auch die Pappel-Bäume leichte Holtz zu Brettern / fast den Linden-Baum gleich /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/362&oldid=- (Version vom 20.8.2021)