Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/352

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

die unterschiedene Art des guten und geringen Bodens verursachet / daß das Laub sich verändert theils schmäler / theils dünner / theils fetter und dicker wird / auch der Baum selbst an einem Ort behender denn am andern wächset / also scheinet dergleichen Eintheilung ohne gnugsames fundament zu seyn.

Die rechte gute Art hiervon wächset nicht allein sehr schnell / sondern auch glatt / schön und an die achzig bis hundert Schuh hoch / leidet auch das Unter-Holtz von seinem eigenen und andern Geschlechte um und neben sich.

Es liebet aber dieser Baum guten Boden / nicht zu trucken nicht zu naß / sondern mittelmäßig / nicht zu kalt / nicht zu warm; und hat an aufgeworffenen Gräben und Dämmen sehr gutes Fortkommen.

§. 40. So viel die Nutzung desselben betrifft / so dienet es sonderlich zu Schlag-Holtz / und ist unter den so genannten lebendigen Holtze eines von der besten Art / denn so bald es abgeholtzet / so schläget es an Stock und an der Wurtzel hin und wieder aus / welche Sprößlinge denn zur Frühlings-Zeit abgenommen / und versetzet werden.

Hiernechst demmet er auch nicht sehr in Korn / Getreyde / Wiesen und Weiden / gleich andern Bäumen / deren Schatten und Tröpflung großen Schaden thut.

Uberdieß giebt er auch sonderlich ein gut Bau-Holtz / wenn er entweder stets in nassen oder in trucknen lieget / dahero ist er auch zum Schiffen sehr gut / nehmlich unten / so weit dieselben in Wasser gehen / wie denn dieses Holtz / so lange in Wasser und Morast lieget / hart wird wie ein Eben Holtz / und wäre vielleicht an nichts zuerkennen / als an der Gare oder Wuchs / zumahl wenn es in November und December gefället wird / wenn es der Frost zuvor wohl getroffen / und der wenigste Safft darinnen ist alsdenn ist es sehr gut und dauerhafft.

Es dienet auch sonsten neben den Bau-Nutzen zu allerhand Geräthe und Handwergs-Zeug / denn es verwirfft sich nicht leichtlich.

Uberdieß alles ist es auch zur Lust bequem / denn in Spanien sind die schönsten Alleen auf Meilweges lang in zwey Reihen / damit besetzet / und soll solche König Philippus II. aus Engelland haben bringen lassen. Die kleine Art lässet sich auch zu figuren ziehen / dergleichen in Franckreich zu sehen ist.

Die Kohlen von Ilmen-Holtz sind auch sonderlich gut / und nicht zu hart / noch zu weich.

Das Laub / wenn es in Augusto in abnehmenden Monden abgestreiffet / oder die Aeste mit dem Laube abgehauen worden / ist ein sonderlich gut Futter für Rind- und Schaf-Vieh / und wird an theils Orten / besser als Heu oder gar Haber geachtet / ist gekerbt wie das Weiß-Buchen Laub / aber etwas größer.

§. 41. Sonsten wächset dieser Baum sowohl wild / als auch wenn er gepflantzet wird / und werden in Wäldern annoch viel grose Stämme aber gar wenig junge Pflantzen gefunden / weil es alles /

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/352&oldid=- (Version vom 20.8.2021)