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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

auf gewiße maße von einander unterschieden seyn.

Da man auch nach denen vielerley Arten der Eicheln / gewiße Geschlechte der Eich-Bäume machen solte / würde es nicht nur allzu viel Mühe kosten / solche Unterschiede gründlich zuerkundigen / sondern auch schwehr fallen / mit einem adaequaten Nahmen diese oder jene Art zu benennen.

Denn wiewohl etliche Arten der Eicheln länglicht / etliche dicke / spitzig / breit / etliche groß oder kleiner sind; so rühret doch diese und andere differenz nicht allemahl von der substanz des Baums / sondern zum öfftern nur von dem unterschiedenen Boden / darauf solche Bäume stehen / oder von der Witterung / von dem Climate, Alter der Bäume / und dergleichen.

Dahero ist auch nicht ein jeder Unterschied vor essential, oder der ein sonderlich Geschlecht constituirte anzusehen / und würde also dergleichen scrupuliren nur auf eine vanität oder curiosität hinaus lauffen / so wenig Nutzen hätte; Jedoch ist gewiß / daß unterschiedene differente Arten / in diesen und jenen Landen sich antreffen laßen / deswegen könte es auch nicht schaden / daß man die guten Sorten vor andern zum Pflantzen erwehle / denn es ja einerley Mühe und Sorge ist / ob man eine gute oder geringe Art pflantze / hingegen aber habe ich von jenem mehr Nutzen / denn von diesen zugewarten.

Die Eicheln und Buch-Eckern sind reif vor und um S. Galli, man mag sie von Bäumen schütteln / oder die abgefallenen so nicht ausgewachsen / auslesen / und also frisch säen oder in die Erde bringen.

Da man sie nicht also bald stecket / soll man sie / wie die meisten dafür halten / und practiciret haben wollen / in einem Hälter oder Grube, darinnen Wasser ist / schütten / daß sie beweichen / und so lange drinne liegen lassen / biß man sie säet / und da sie gleich den Winter über / biß an den Mertzen liegen / schadet es ihnen nichts / wachsen auch in Wasser nicht aus / sondern bleiben gantz frisch ausser etzliche wenige / so ohne dem sonsten nicht tüchtig.

Jedoch ist dabey zu besorgen / daß diejenigen Arten / so nicht gar zu dicke Schalen haben / wasser-süchtig werden / oder da die Schale etwas zerknicket / oder zerbrochen / das Wasser eintringen / und der Kern verderben möchte / dahero wäre es nur um einen Versuch zuthun / wie weit sich dieser Vorschlag practiciren liesse.

Weiln auch etwa die Buch-Eckern mit dem Aufflesen viel Weile oder Zeit haben wollen / mag man sie unter denen Bäumen mit Laub / und mit allen / mit Besen und Rechen zusammen streichen / hernach in Säcken auf die Scheun-Tennen bringen / und worffeln lassen / auch wohl anfänglich nur aussieben / daß das Gröbste davon wegkomme.

§. 7. Die Eichen tragen auch unterschiedlich Laub / eines lichter oder heller an der Farbe / als das andere theils ist grösser / oder kleiner / gesprenckelter / theils spitziger oder breiter als das andere.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/303&oldid=- (Version vom 20.8.2021)