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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Menschlichen Stimme / allerhand Jagd-Hörner / und derer Hunde Anschlagen / so man in Wäldern / Thälern und Gründen offt unvermuthet antrifft; der schöne Vogel-Gesang / so auch eine Göttliche Music zu seyn scheinet; die Einsamkeit / da man von allen Menschen entfernet; der Schatten wider die Sonnenhitze; der Aufenthalt wider starcke Regen / Schloßen und Gewitter; die sausende Winde / und das angenehme Geräusche der Quellen und Bäche.

§. 15. Man muß auch weiter denen Wäldern und Bäumen den Ruhm lassen / daß große Potentaten / Könige / Fürsten und Herren / auch andere vornehme Standes Personen keinesweges ihrer Würde vor unanständig erachtet / mit selbigen umzugehen / und sich darinnen aufzuhalten / entweder mit deren Pflantzung Vermehrung / oder mit Erforschung der Natur und Eigenschafft dererselben. Der hochweise König Salomo schreibet von sich selber / daß er ihme Gärten und Lust-Gärten gemacht / und allerley fruchtbare Bäume darein gepflantzet; item: Er habe ihme Teiche gemacht / daraus zu wässern den Wald der grünenden Bäume. So rühmet auch der H. Geist von ihm / Reg. IV. 33. daß Salomon eine solche fürtreffliche Erkäntniß der Erdgewächse gehabt / daß er von den fürnehmsten und grösten an / von den Cedris Libani, biß auf das allergeringste und unansehnlichste Kräutlein den Isop / so aus der Wand wächset / sehr weißlich discuriret / und selbe schön und köstlich beschrieben.

JOSEPHVS Antiqq. Jud. lib. 8. c. 2. meldet folgends hievon: Composuit antem & libros de canticis & modulationibus quinque & mille, & parabolarum & similitudinum fecit librorum tria millia, per unum quodque enim Arboris genus parabolam dixit, ab hyssopo usque ad cedrum, Nullam enim naturam ignoravit, inexaminatamque praeteriit, sed de omnibus est philosophatus & disciplinam proprietatum eorum eminenter exposuit. d. i. Er hat von der Poësie und Music 1005, und von Sprüchen und Gleichnissen 3000. Bücher geschrieben / gestalt er von ieden Baum / von Isop biß an die Cedern ein Gleichniß gegeben. Denn ihm sind alle Eigenschafften derselben bekant gewesen / daher er auch keinen eintzigen übergangen / sondern aufs genaueste untersuchet / darvon raisoniret / und von allen ausführlich und ex professo geschrieben. Es mögen nun solche Bücher / wie etliche wollen / aus einem sonderbaren Eyfer von dem Hiskia verbrand seyn worden / weil das gemeine Volck aus Aberglauben vermeinet / alle Krafft zu heilen stecke in besagten Büchern / und dahero fast gar nichts mehr auf die Göttliche Hülffe und Providenz gehalten / oder mögen durch Brand / Krieg und Raub verlohren

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/30&oldid=- (Version vom 17.1.2018)