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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

auch beständiger und vollkommener eingerichtet und eingeführet worden.

§. 2. Wenn also der gesäete Saamen aufgegangen / oder Stämmlein gepflantzet / auch von außen her von dem Wildpreth und zahmen Vieh / (so sonsten großen Schaden bringen solte) gnugsam verwahret / so ist nöthig daß man immer mit zusehe / was ihnen etwan schädlich seyn oder zum Verderben gereichen möchte / hinweg thun / und solches hingegen mit Abhauen der Wasser-Reißer / Räuber / Säuger / und unnöthiger[WS 1] Aeste / so dem Stamm allzu viel Safft entziehen / item mit Abräumen / Behacken / Wässern / Beraupen / Anpfählen / Beschneiden / Stützen / und was sonsten nach Gelegenheit der Zeit und des Ortes erfordert wird / ihnen zeitlich zu Hülffe komme / sonderlich bey denen Baumschulen / und einzeln Bäumen / so man a parte gepflantzet / und deßen schleunigen Anwachs gerne befördert wißen will.

Und zwar was vors erste das Behacken betrifft / muß solches alles seitwerts / und von der Wurtzel abe geschehen / sonst beschädiget man die selbige desto leichter, und wenn ein Baum rund um dreymahl des Jahrs behacket werden kan / ist ihme solches sehr vorträglich, denn dadurch verdirbet das Graß / und der Regen kan besser eindringen. Das erste Hacken geschiehet im Februario, das andere im Majo und denn das dritte im Augusto. Bey dem Anpfählen ist zu beobachten / daß der Pfahl gegen Westen gestecket oder geschlagen werde / denn die meisten Winde hiesiger Lande von dannen herkommen / wie wohl etliche der Meynung und mit guten Nutzen probiret haben, daß man keinen Stamm (er sey denn so groß / daß er sich des gäntzlichen Umwerffens vom Winde gar nicht erwehren könne /) anpfählen solle / hingegen so bald der Wind solchen gedrucket / müße man ihn wieder gerade richten und die Erde eintreten / da denn dergleichen Stämme beßer einwurtzeln als die angepfahlten / auch nicht so schadhafftig würden als die angebundenen.

Hiernechst so ist auch wohl zu observiren daß wenn im Mertz dürre Wetter einfället / so müßen die versetzten Stämmlein fleißig begossen oder mit fließenden Wasser bewässert werden / denn sonsten können sie nicht bekleiben und recht einwurtzeln.

§. 3. Es dienet auch zu besserer Fortkommung der Stämmlein / wenn man ausgelaugte Asche mit Erde vermenget / an die Wurtzel schüttet.

Solches aber ist nur in den Baum-Schulen oder bey einzeln Bäumlein practicirlich.

Denn die Wälder brauchen keiner Düngung / weil sie sich von den Laub / Tangeln / abfallenden Rinden / Moos und Aesten ihrer Bäume / selber düngen / dergestalt daß wenn der Anflug des jungen Holtzes nur einer Ellen oder etwas mehr lang ist / so wird durch die Blätter / Tangeln /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: unnnöthiger
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/273&oldid=- (Version vom 20.8.2021)