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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

daß die Baum-Wollen in China zu erst gepflantzet worden / welches dann eine von ihrer besten Nahrung voritzo sey.

§. 32. Zwar ist wohl an dem / daß frembder Bäume Früchte nicht allezeit in unsern Nord-Ländern mit Nutzen fortzubringen. Die Ursach ist ohne Zweiffel / daß der allein weise GOtt seine Güter auch an Gewächsen / was einem Land vor dem andern (wie schon oben davon Anregung geschehen) zugetheilet. Nicht weniger ist eine gewisse Erde und Boden an jeden Orte darzu gewidmet / so an andern Orte nicht ist / auch mehr Wärme und Sonnenschein / Kälte oder Regen nach eines jeden Gewächses Eigenschafft jeden Theil der Welt zueignet; oder aber es hat eine Nation vor der andern gute Wissenschafft und leget mehr inclination, Fleiß und Wartung darauf als die andere.

Aber ob man gleich nicht alsofort allzugrossen Nutzen verspühret / frembde Gewächse zupflantzen / auch zwar wohl an dem / daß es sich in dergleichen Dingen nicht alsobald zwingen lässet, so ist es jedoch ohne Zweiffel dem lieben GOtt gefällig, daß man hierbey Fleiß anwendet, die Natur und Creatur zubetrachten / daraus seine unermäßliche Weißheit / Güte und Barmhertzigkeit zuerkennen / und für seine Wunder-Regierung zudancken und zu menschlicher Bequemlichkeit zugebrauchen / wie denn auch dergleichen fleißige Nachforschung ohne Frucht nicht abgehen kan / und zum öfftern so wohl die Früchte als die Bäume selbsten nach und nach in andern Landen besser Fortkommens und Gedeyen haben / als in eignen Vaterlande / wie jetztgedachter maßen / bey Fortpflantzung der Kirschen / der Pfürschken etc. als ehemahls frembd gewesenen Baum-Gewächsen und Früchten / und nunmehro von Zeiten zu Zeiten der Lufft und des Climatis angewohnten und naturalisirten Dingen es gnugsam erhellet / und daher nicht zu zweiffeln / daß es künfftig also bey allen frembden Gewächsen geschehen kan.

§. 33. Wir haben oben gedacht / daß Cypressen und Lerchen-Bäume / weil sie von sich selbsten an hohen und kalten Orten häuffig wachsen / in unsern Landen / so wir darauf behörigen Fleiß legten / wohl erzielet werden könten.

Wir wollen aber noch eines kleinen und niedrigen Gewächses gedencken / welches ebenfalls auch hier zu Lande eingeführet und fortgepflantzet werden könte.

Es wird in Engelland und Franckreich / sonderlich in Bretagne der Genest gesäet / daraus die Kehrbesen gemacht werden: Es trägt solchen der unfruchtbareste Boden / er giebt auch gut Reißig-Holtz und bezahlet die Arbeit gar wohl.

Der Saame wird aus Pariß und auch aus Londen oder gar aus Spanien bracht / und ist daselbst zuerlangen.

Die Schafe und Pferde fressen das

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/270&oldid=- (Version vom 20.8.2021)