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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

§. 10. Es wachsen aber die Cedern nicht allein in warmen oder wohl temperirten / sondern auch in sehr kalten Orten / massen in Siberien dergleichen in ziemlicher Menge und Höhe befindlich / auff welchen sich meistentheils die Zobeln auffzuhalten pflegen. Es ist aber wohl zuvermuhten / daß es eine gantz andere Art seyn müsse / als die in warmen Ländern wächset / indem es in Siberien theils Orten so kalt / daß keine Früchte oder Getreide darinnen fortkömmt, und wäre also wohl zuversuchen / ob der Siberische Ceder-Saame auch in andern Ländern fortzubringen und Ceder-Bäume davon zuerzielen.

§. 11. Von Fortpflantzung derer frembden Gewächse hat man auch ein sonderlich Exempel an dem Citronen-Baum. Dieser wird von Plinio der Assyrische Baum genennet / weil er aus Assyrien erst in das Land-Canaan kommen. Da Virgilius gelebet / ist kein Citronen-Baum in Italien gewesen / sondern wie man davor hält selbiger zu Palladii Zeiten erst in Welschland bracht / und so ferner in Franckreich und Spanien fortgepflantzet worden: Und hat man dergleichen Früchte / so aus warmen Ländern gekommen / anietzo in Teutschland / als auff einem temperirten Boden auch gezeuget / ist auch nicht zuzweiffeln / daß die wilden Bäume unterschiedener Arten / so in China und andern Orten wachsen und bey uns unbekant seyn / durch fleißige Wartung auch in hiesigen Landen sowohl erzielet werden können / als in ihren Mutter-Orte / Massen denn auch Citronen / Pomerantzen / Limonien und Granat-Aepffel in Crayn / einer Inner-Oesterreichischen-Landschafft / und zwar in fünfften Theil derselben auf den Karst am Meer und in Istria wachsen / jedoch / wie der Baron Valvassor schreibet / sind gemeldte Oerter nicht so sehr damit überhäufft / daß sie verursachet würden / andern Ländern davon ihren Uberfluß mitzutheilen.

Dieser Baum / nebst denen Pomerantzen / ist auch in andern Orten Deutschlandes in Fürstlichen und andern vornehmen Gärten ziemlich bekant / und wird Winterszeit in denen dazu verordneten Häusern durch Einheitzen vor der Kälte verwahret.

§. 12. Die Cypreße ist ein gerader und hoher Baum / dahero er auch von den Poeten Aëria genennet wird / daß Er hoch in die Lufft steiget / wie Martialis unter andern Lib. 12. Epigr. 50. schreibet: Daphnonas, phatanos & äerios Cyparissos. Der Stamm ist dicke / lang / mit vielen Zweigen / die immer schmäler zulauffen / und gleich den Cedern / wie eine Pyramide anzusehen: Die Tangeln oder Nadeln sind fast denen an Seven-Baum ähnlich / doch etwas grüner und länger.

Das Holtz ist hart / wohlriechend und gelblicht / welches dem Wurmstich und Fäulung nicht unterworffen / auch nicht leichtlich

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/258&oldid=- (Version vom 21.8.2021)