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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Munnicks Med. D. und Prof. zu Utrecht / c. Johannis Comelini Notis nach und nach heraus gegeben worden / in dessen IV. Tomo zu Amsterdam 1683. gedruckt von denen in berührter Landschafft befindlichen Bäumen gehandelt wird.

Wie viel Verwunderung würde es erwecken / wie kräfftiger würde solches die Göttliche Güte und Allmacht zupreisen aufmuntern / wenn das Original selber uns vor die Augen gestellet würde / da die copie vorhin eine solche Bewegung in uns zu erwecken / kräfftig gewesen; Und darf man auch / was den ersten Einwurff belanget / nicht meynen / als ob solche Gewächse / so aus frembden Landen hieher zu uns bracht werden / gar nicht aufzubringen wären.

§. 3. Es bezeuget die Erfahrung / daß die meisten Arten von Bäumen / so aus warmen Orten oder aus einem wärmern Climate kommen / wenn sie nur etliche / als 3. 4. oder 6. Jahr alt und recht in Acht genommen worden / daß sie nicht erfrieren / dieselben dauren und gewohnen nach und nach der Kälte und der Witterung / ja man soll Exempel haben / daß man nur kleine Reißlein oder Aestlein von gewissen Bäumen / aus denen andern Theilen der Welt in Europam bracht / welche unterwegs mit Haußwurtz / auch mit Wasser feuchte gehalten / in etwas Erde gestecket / und mit Mooß und dergleichen wohl umwickelt worden / mit guten succes über Meer gebracht / und da und dort glücklich gepflantzet / aufgewachsen und fortkommen.

An vielen Orten findet man unterschiedene Arten Baum-Gewächse / so aus Ost- und West-Indien / auch Africa so theils in Saamen und Nebenschossen / oder mit den Wurtzeln über und fortbracht / in Gärten behalten / und weil sie der Lufft allgemach gewohnet / theils weiter wieder fortgepflantzet werden. Wiewohl man fürgiebt / daß unterschiedene Indianische Früchte nicht in Europam zu bringen / indem selbige / wenn man den AEquatorem passiret / und unter den Nord-Pol kommt / anfahen zu verderben und zu verfaulen.

Die Zucker-Rohre wachsen auch in Holländischen Gärten / und saget man / die Pflantzung soll mehr neu / als beschwerlich seyn.

Ja man bedencke / was seit 200. oder mehr Jahren vor mancherley Arten von Bäumen / Früchten / Kräutern / Wurtzeln / Blumen-Gewächse / Weinstöcken und andern Garten-Früchten und Zierrathen in unser Teutschland aus andern Ländern, und dergleichen auch wieder zurück sind gebracht und fortgepflantzet worden / welche des Bodens und des Landes Witterung nach und nach / oder von Zeiten zu Zeiten also gewohnet / daß sie wohl bessere und grössere Früchte bringen / als fast in warmen Ländern; wie denn die Historien geben / daß unterschiedliche uns nunmehro gemeine Früchte aus Asia und Africa zu der Römer Zeiten in Italien und ferner bracht

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/254&oldid=- (Version vom 21.8.2021)