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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

4. 5. biß 6. Schuh / oder gar nur 2. biß 3. Schuh von einander stehen / welches letztere weit über 1000. Stämme auf einen Acker beträget / so einen ziemlichen Nutzen geben könte.

Sind die Bäumlein noch klein / kan auch nach Beschaffenheit und Güte des Bodens in den Zwischen-Raum Salat / Getreyde / Erbsen / Wicken und dergleichen gesäet werden.

§. 18. Es sollen aber die Gräben / darein man Stämmlein versetzen will / eine Zeitlang zuvor gemacht und offen seyn / damit die Wärme / Nässe / der Frost und andere Witterung darein arbeiten und das Erdreich milder und luckerer machen könne.

Es verbrennen auch etliche Stroh / Laub und andere combustibilia darinnen vor den Versetzen.

Die rechte Breite und Tieffe denen Gräben zu geben / mag auch in acht genommen werden / damit die Stämme gnugsame Wurtzeln gewinnen und einsetzen können / denn hernach wenn sie erstarcken / machen sie sich schon selber Platz und Raum.

Wenn man aber der Löcher sich bedienen will und gerne wolte / daß die Stämmlein schleuniger wachsen solten / als sonsten ordinaire geschicht / muß man ein Jahr zuvor die Löcher machen / damit wie oben bey dem Graben angemercket / die Sonne / Frost / Regen und Schnee darinen würcke und die Unart verzehret / oder temperirt werde / hingegen die schwängernde Lufft und Witterung sich hinein ziehen könne.

Nechst diesen soll man selbe mit guter Düngung anfüllen und von Zeiten zu Zeiten umarbeiten / daß es sich nicht berase / worauf die Stämme zu oben beniemter Zeit und Masse mit Nutzen eingesetzet werden mögen.

§. 19. Daß man dergleichen Löcher auch groß mache / ist nicht schädlich / denn der Boden wird dadurch lucker zum Einwurtzeln / aber es ist sich zu hüten / daß man die todte Erde nicht an die Wurtzeln bringe / und wo die obere Erde bey und unter den Rasen nicht gut / muß man solche / wo es seyn kan / mit Schlam / Holtz-Erde / Maulwurff-Hügeln und dergleichen verbessern; hat man aber gute Erde / so soll man sie auf die Seite legen / daß man sie bey dem Versetzen brauchen und zur Wurtzel bringen könne.

Sonderlich aber ist wohl zu observiren / daß bey leimichten und thonichten Grund man die Löcher nicht allzukleine mache und die Stämmlein also hinein setze / denn sie gleich als eingemauert stehen / und weil der Thon und Leimen feste / so soll man mit einem Grabscheide / oder Spitz-Haue / die Erde daherum lüfften / sonsten können die Wurtzeln nicht durchkommen noch sich ausbreiten / und in der Erden fortlauffen / müssen also die Bäume nothwendig verderben.

In mancher Gruben bleibet auch das Wasser stehen / weil es die Fettigkeit des Leimens nicht durchlässet und die Wurtzel in Wasser verdirbet. Bey solchen Boden seyn die Gräben / so eine rechte Breite haben /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/245&oldid=- (Version vom 21.8.2021)