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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und andere Bequemligkeiten gar nicht / sondern er habe observiret / daß gewisse Persohnen so Inclination Liebe / und rechten Vorsatz hierzu gehabt / und gebührenden Fleiß angewendet / so wohl zahme als wilde Bäume zu säen und zu pflantzen / auch in den geringsten Boden und Climate wohl reussiret und wunder-Dinge gethan hätten etc.

§. 25. Der Römische alte gute Haußwirth COLUMELLA, so um die Zeit der Geburt Christi gelebet / schreibet; daß viel Leute bey der Stadt Rom geglaubet / und schon zu seiner Zeit / auch zuvor / geklaget / wie daß der Grund und Boden wegen grossen Alters und bösen Witterung / an seiner Fruchtbarkeit abgenommen hätte / haben es auch für gewiß statuiren wollen / gleichsam als wenn das / Erdreich durch das grosse Alter unvermögend worden / und wie eine alte verlebte Frau / die Schwängerung / und Gebär Krafft verlohren / der Nahrungs Safft alle durch Säen und Pflantzen ausgesogen / und die Erde sich gantz ausgetragen hätte.

Dahero sich nicht zu verwundern daß heutiges Tages / da die Welt um so viel mehr älter worden / dergleichen Beschwerungen / und Meynungen annoch geführet werden.

Alleine wenn mans etwas näher und bey Lichten ansiehet / so ist der Mensch meistens selber Schuld daran / wenn sich eintzige Unfruchtbarkeit bey dem Erdreich findet. Dann um unser Sünde und Undanckbarkeit willen / schicket GOtt unfruchtbare Witterung / aber Grund und Boden bleibet wohl biß in Ewigkeit aptiret zur gnugsamen vegetation / wenn er nur durch des Menschen Unfleiß Sorglosigkeit und Unachtsamkeit / nicht daran verwahrloßet / sondern gebührend bearbeitet / bepflantzet / gepfleget / und also der Krafftloß geachteten Natur / zu Hülffe kommen wird / so wird der Erdboden / seine perpetuirliche / und stets würckende Krafft in unendliche Fruchtbarkeit ausbrechen lassen.


Das Zwölffte Capitel.
Von Zurichtung des Bodens zum Holtz-Bau / und
von der Aussaat selbsten / wie und wenn solche geschehen
und verrichtet werden solle.

§. 1. Wie der Boden zuzurichten wo viel Saamen Bäume befindlich. Von umackern und hocken.

§. 2. Was man mit dem Tangel-Holtz hierbey beobachten solle.

§. 3. Wie man sich hiermit bey grossen Refieren und in Wäldern / auch steinigten und bergichten Lande zu verhalten habe. Ob der Tangel-Saamen eingeeget werden müsse.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/180&oldid=- (Version vom 21.8.2021)