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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

gute Erde und Moth / so von Holtz sich gesammlet / und dahero Holtz-Erde genennet[WS 1] wird / weil für alters Brüche daselbst geschehen / daß das Holtz übereinander gefallen / und also verfaulet / daß dergleichen Holtz-Erde wohl etliche Ellen hoch über einander gelegen.

Man saget von einem Exempel daß in hiesigen Gebürge dergleichen Moth 12. Ellen hoch gelegen / und als die Berg-Leute einen Schacht hinein gesencket / haben sie Haselnüß-Schalen / zu unterst des Moths auf den gantzen Gestein gefunden / da doch in selbiger Gegend auf etliche Meilen keine Hasel-Stauden zufinden.

§. 8. Zum öfftern lieget vielerley Erde übereinander / so man durch Werffung eines Schurfes erfahren kan.

Oben befindet sich etliche Zoll tieff etwas gute Erde und Rasen / alsdenn Kieß / Leimen / Thon / Schmergel und dergleichen / welches von den nahe liegenden Wassern oder von der Sündfluth auf einander geschoben oder geschwemmet worden.

Unter solchen lieget wohl wieder eine schwartze Erde / welche / wenn sie oben / und ein Leben / Krafft / oder Spiritus mundi darinnen wäre / so solte sie den besten Boden abgeben; alleine weil sie die Influentz oder Witterung / indem sie allzu tieff gelegen / nicht gehabt / so ist es eine todte und verderbete Erde / und hat dasjenige / so man drein pflantzet kein Fortkommens. Denn / wenn man einen Baum darein setzet / sonderlich / dessen Wurtzel hat[WS 2] beschädiget oder beschnitten werden müssen / so greiffet die Unart solcher Erde selbige an giebt keine Nahrung / sondern der Baum verdirbet / es wäre denn / daß die Wurtzel sich oben in die gute Erde eingeschlichen / und also auch nach und nach gegen und in die todte Erde kommen / so machet solche Wurtzel die Erde lucker / daß das Wasser und obere luckere Erde / auch die Witterung desto eher neben der einschleichenden Wurtzel eindringen / und die todte Erde nach und nach in etwas impraegniren und lebhafft machen kan. Wenn nun solche Erde bey dem Baum-Säen und Pflantzen von unten mit herauf gearbeitet wird / ist sie ohne Zweiffel anfänglich gantz unfruchtbar / daß sie in ein biß 2. und mehr Jahren nicht viel würcken kan / wenn aber selbige durch Frost / Regen / Schnee / Thau und Sonnenschein mürbe gemachet und geschwängert worden / so thut sie das ihrige / und fast mehr als eine ausgesogene und ausgebauete obere Erde / so ihre Krafft verlohren und jene hält auch länger nach.

§. 9. Ob nun ein Erdreich zu Fortbringung der wilden Bäume gut oder böse sey / ist fast aus dem äußerlichen Ansehen der Gewächse Graß und Kräuter zu erkennen / denn wenn selbige / oder

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: genenet
  2. Vorlage: hart
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/171&oldid=- (Version vom 21.8.2021)