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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

von allerhand und der besten Arten Holtzes ausgesondert und conserviret werden / den Anflug von sich selbsten dadurch zubefördern.

Wo aber des Säens sich zu bedienen die Nothdurfft erheischet / da kan man in Wäldern etzliche Refieren aussehen / wo tüchtige Bäume stehen / welche Zapffen oder Saamen tragen / und um selbige Gegend die Sonne wohl anfället / den Saamen desto besser zu reiffen.

Und wenn solcher vollkommen reiff / alsdenn mag er eingesamlet / gesaubert / trocken behalten / und für Beschädigung bewahret, auch nachgehends zu rechter Zeit gesäet / und in die Erde bracht werden.

Dann es bleibet doch einmahl für allemahl wahr / daß die licht gemachte Höltzer / oder sylvae otiosae, das ist / die leeren Plätze / und Stockräume / in vollkommenen Wieder-Wachs nimmermehr / oder nicht anders zubringen / als durch das fleißige Ansäen. Dann vermittelst des Saamens / so von Saam-Bäumen ausfleugt / kommt der Anflug nur eintzeln / oder Fleckweise auf / aber durch das Säen / kan der Wieder-Wachs in eine Gleiche / und über die gantze Gegend bracht werden / auch ist bey diesen der gröste Nutzen und Vortheil / daß die besten Arten vom Holtz dadurch erlanget und gesäet werden können / da in Gegentheil man die Saamen-Bäume von recht guten Holtz / nicht überall und gar selten / nur etzliche haben kan / una materia ligni aliam pretiositate superat.

Dahero höchstnöthig / alle gute Bäume / so Saamen tragen können / fürohin zu schonen / davon Saamen für eigne Saat und zum Verkauff zusammlen.

Es ist aber die Frage? wie nicht allein der Saamen, sondern auch solche Saam-Bäume beschaffen / und in was Grösse / Höhe und Alter diese seyn sollen / sonderlich von Tannen / Kieffern und Fichten / damit selbige Zapffen tragen / und den grossen Flächen / darauf die Höltzer abgetrieben / und weggeschlagen / wieder Saamen zum Anflug und Wiederwachs geben mögen.

Theils wollen nun dafür halten / practiciren es auch also / und lassen die stärckesten Bäume zu Saamen Bäumen stehen.

Allein / weil solche zu alt / so tragen sie keinen, oder doch wenigen Saamen. So rüttelt auch der Wind an dergleichen Bäumen, weil sie starck und hoch / und sie also recht zufassen sind / lässet sie auch zu keiner Fruchtbarkeit und zu Saamen kommen, ja bricht sie endlich gar um / und so was von jungen Holtze in dieser Gegend vorhanden / so thun sie an solchen in Niederfallen grossen Schaden.

Es bleibet auch gar selten ein dergleichen starcker Baum stehen / biß das andere Holtz darneben so hoch wächset, daß es ihn vor der Wind verwahren und helffen kan / sondern er wird gemeiniglich darvon gebrochen / und da man solchen aufmachen und geniessen will / so thut man indem das Holtz davon geschlagen und gespalten wird / und die Wege zur Abfuhr geräumet werden / in jungen Wiederwachs mehr Schaden / als der Baum werth ist / dahero die meisten gar liegen bleiben / und verfaulen

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/153&oldid=- (Version vom 14.2.2021)