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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

durch Verkauffung oder andere Art und Weise einige Nutzung darvon ziehen mögen.

§. 11. Eine gleichmäßige Landes-Väterliche Vorsorge vor die Waldungen wird unsern preißwürdigsten Landes-Vätern des Hauses Sachsen / und insonderheit dem Hochlöbl. Churfürsten AUGUSTO Christmildesten Andenckens / nach gerühmet; sintemahl auf dessen Anstalten in Sächsischen Landen hin und wieder Holtz gesäet worden / wie hiervon noch alte Leute reden / daß sie von ihren Vorfahren gehöret / daß die Bauern in Amt Rossen / Rochlitz / Colditz und benachbarten Orten Bircken- und Erlen-Saamen gesäet / und gantze Büsche dadurch gezeuget worden.

An der Obern Saade soll auch vor Alters Fichten und Tannen-Holtz gesäet worden seyn / so hernach vor die Flösse abgetrieben worden / dessen sich etzliche der Floß-Beamten von ihren Eltern gehöret zu haben noch erinnern.

Es ist zu glauben daß nichts anmuthigers zusehen / als ein solcher Wald / der von gesäete Saamen gezeuget. Denn die Bäume sind meist von einer Höhe / Gleiche Dicke / und oben her in Wipffeln so gleich / als wenn sie mit der Scheere verschnitten. Auch ist solches nicht minder nutzbar. Denn weil die Bäume in einer gleichen grösse / so geben sie auch gleiche Nutzung. Keiner als grösser hindert den andern an Wachsthum oder verdemmet den andern gar / weswegen dergleichen Gehöltze sehr viel Schragen- oder Klaffter Holtz / und vielmehr als andere Wälder zu geben pflegen. Denn in andern Wäldern / stehet bald ein grosser bald ein kleiner Baum; ein ausgewachsener und denn ein unausgewachsener / und geschiehet grosser Schade in abtreiben: in jenen aber / als in den Gesäeten Holtz sind die Stämme fast einander alle gleich / denn sie haben gleiches Alter.

So sind auch zuobgedachter Zeit viel Eichen hin- und wieder gepflantzet worden / welche dem Lande wo sie den Feldern und Wiesen nicht sind zu nahe gesetzet worden / biß dato gar guten Nutzen geschaffet.

Allein sie werden nun auch dünne / und sind meist niedergeschlagen; Wie wohl auch der Rest von diesen Eichen meist wandelbar / entweder an Wippeln / oder sie sind hohl / welches denn ohne Zweiffel von unvorsichtigen Versetzen oder vom Alter herrühret / denn sonsten die meisten Eichen / so von sich selbst in Wäldern aufgewachsen / sind ohne Mangel. Es hat zwar höchst-gedachter Churfürst viel Wälder und rauhe Orte zu Feldern / Wiesen / Gärten / und brauchbaren Stücken anrichten lassen / hingegen aber auch dabey geordnet / daß jedes Paar neuer Eheleute das erste Jahr ihrer Ehe 2. oder mehr fruchtbare Bäume pflantzen und setzen müssen / welcher Befehl anjetzo löblich wiederhohlet / und allen Hochzeitern demselben gehorsamst nach zu kommen bey hoher Straffe auferleget worden / alleine man spühret doch / daß dergleichen bißhero gepflantzte wenig Fortkommens gehabt / weil die Wissenschafft /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/135&oldid=- (Version vom 14.2.2021)