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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

und fast gar für nichts geachtet worden / ja niemand hat daran gedacht / geschweige Hand angeleget / und nun sehen wir / daß man selbiges nicht mehr entrathen und weniger als einer andern großen und importanten[WS 1] Sache / entbehren möge / auch daß es wohl würdig sey / alle menschliche Kräffte zu adhibiren / solchen in einen gewünschten Stand zusetzen / wo man anders die Würdigkeit eines Dinges nicht nach der Einbildung und übeleingerissenen Welt-Meinung / sondern nach der That / und Wahrheit schätzen wolle.

§. 17. Man überlege in etwas und zehle / wie viel auf einen verwüsteten und nicht völlig angeflogenen und bewachsenen Acker Holtz an Bäumen befindlich / und setze dargegen / wie viel Stämme mehr / als jetzt alda verhanden / darauf stehen könten / da wird man finden und ersehen / daß viel daran mangeln / und daß solches nur von des Besitzers Nachläßigkeit herrühre. Wenn man nun auf so viel 1000. Acker eine Ausrechnung machet e. g. Es mangeln auf einen Acker nur 20. Stämme / so träget es auf 1000. Acker 20000. Stämme / und in eines gantzen Landes Refier viel 100000. aus / welches wie jederman gestehen wird / keine Sache von geringer Importanz ist / wenn solche durch Säen und Pflantzen vermehret werden können.

Und ob gleich gesaget werden wolte / wenn so viel 1000. Stämme mehr / als sonsten / auf eine gewisse Refier gesetzet und gepflantzet würden / so könte solche das Land nicht ertragen / oder ihnen gnugsame Nahrung geben / oder es würde wenigstens den Grund und Boden sehr ausbauen und mager machen; so wird doch die vorsichtige Natur hierauff selber antworten / nehmlich daß ein jeder Baum seine Düngung jährlich selbst bey- und auf sich trage und von sich werffe / nehmlich das Laub / Sprößlein / Aestlein / Blüthen / Schalen / Tangeln und die Fettigkeit / so von ihm durchs Regen- und Schnee-Wasser abgewaschen / und dadurch Grund und Boden wieder verbessert wird.

§. 18. Man considerire nun ferner was vor Nutzen zu hoffen / wenn so viel Stock-Räume / leere Plätze und von zahmen und wilden Vieh verbissene und verbuttete Holtz-Refieren besäet und bepflantzet werden / und wenn solche mit Holtz wohl bestanden / oder wohl angeflogen / um wie viel mehr und höher selbige zu taxiren / als die leeren Platze / so jetzo von keinen Werth sind. Es ist auch leicht zu judiciren / wie ein Land / so mit Holtz wohl bewachsen / gegen eines so von solchen wüste / zu aestimiren / und wie viel hingegen die Taxa, eines gegen das andere gerechnet / bey so viel 1000. Ackern dergleichen leeren Plätzen und Stock-Räumen an Werth dem Eigenthums-Herrn fallen / mithin solches so wohl Ihn / als auch den Anwohnenden

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: imporranten
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/119&oldid=- (Version vom 13.12.2020)