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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

allein sich jährlich so hoch beträgt / als obgedachte Getreyde Nutzung nicht thun kan.

Uber dieß / so hat man auch keine Casus foruitos oder unglücks-Fälle / als Wetterschlag / Miß-Jahre etc. dabey zu besorgen.

Wenn man aber nur von 10. Ackern Hut-Weyden oder Acker-Land 10. Thlr. jahrlich nehme so träget es in 30. Jahren 300. Thlr. aus, und also ist leicht die avantage bey dem Holtz-Bau-Land zusehen / wie solches viel verständige Hauß-Wirthe experimentiret / sonderlich wenn man hierzu rechnet / daß man sein eigen Holtz in der Nähe hat / und solches nicht mit schweren Kosten / und Fuhr-Lohn von ferne anschaffen darff / ich geschweige wenn junge Stämmlein darauf gezogen / und zu 100. und 1000. davon verkaufft werden solten.

§. 15. Nachdem langwierigen teutschen Kriege zwar / da viel Dörffer lange Jahr wüste gestanden / die Felder ungebauet gelegen / und wehrender Zeit mit Busch-Werck und Gehöltze überzogen worden / ist es gar rathsam gewesen / solch Gehöltze wieder auszurotten / und in Acker-Bau zu verwandeln; Aber nunmehro da die Felder schon vorlängst aufs neue gesaubert / scheinet es wieder das geringe und Holtz-Land eine Gewalthätigkeit zu seyn / wenn man die Natur in ihren Wercken verhindern / und wieder ihren Genium derselben andern als Holtz-Saamen aufdringen wolte.

Es wäre nützlicher / daß das jenige Land / so zum Wiese-Wachs und Getreyde-Bau vorietzo gebrauchet wird / besser zugerichtet gedünget / und gepfleget würde / als wohl gemeiniglich geschicht / so würde es auch mehr Früchte tragen / und genutzet werden können; Hingegen wenn die geringern Felder zum Holtz-Wachs gezogen / und die jenige Düngung / so in diese fast vergeblich gestecket wird / zu dem guten Feldern gebraucht und dadurch solche verbessert / auch allenfalls nach advenant die Wiesen gedünget würden / so würde an Getreyde für Menschen / und Futter vors Vieh nicht leichtlich Mangel vorfallen.

Gleich wie nun bißhero eine grosse Inclination bey jederman gewesen / die Höltzer auszurotten und Felder und Gräserey daraus zu machen / also solte bey jetzigen Mangel des Holtzes jederman einen Muth fassen / und sich des Säens und Pflantzens des Holtzes müglichst befleißigen und annehmen / auch sich sicherlich persuadiren / daß der Holtz-Bau / dem Ackerbau / wie jetzo gedacht / in vielen gleich zu aestimiren / und zu befördern seyn.

Unsere Vorfahren / und wir theils anjetzo / haben annoch so wohl grosse Wälder als auch unangebauet und wüste Land hiesiger Orten gesehen und gefunden; allein nachdem nunmehr solche alte Stammhöltzer meist abgetrieben / und wir bis an die äuserste Gräntze dieser Wälder kommen sind / gleich wohl aber des Vaterlandes grosse Nahrung von Holtz zu hoffen auch des Bergwercks aufnehmen darinnen bestehet / und also selbe nicht zu entbehren seyn / so muß diesem

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/117&oldid=- (Version vom 13.12.2020)