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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

sich selbst in protestantischen Gegenden noch Jahrhunderte lang als weltliche Feier erhielt (Runge 221 f.; Panzer 2, 43; Petersen bei Memminger 189). Auch in seiner besonderen Eigenschaft als Weinheiliger mochte er seine Stelle in alten Bädern finden, wo es ja lustig herzugehen pflegte, wie denn gerade auch von Krumbad der Nachbarpfarrer zu Loppenhausen 1652 meldet, daß „allda der Bacchus Haushalter sei“ (OA).

Erst spät jedenfalls ist die hl. Anna (26. Juli) hinzugekommen, deren Verehrung sich ja in Deutschland nicht vor dem 14. Jh. verbreitete; nun aber durfte sie freilich nicht länger fehlen in einem von Frauen viel besuchten Bad.

Es verdient Beachtung, wie durch diese Patrozinien in Krumbad (auch einzelne Zimmer der beiden Badehäuser waren nach den Weiheheiligen benannt) vorab die Badezeit, die früher nur bis in den Juli hinein gedauert zu haben scheint (der Abt von Ursberg spricht 1651 davon, daß gegen Mitte Juli Schluß sei; OA), mit einer Folge von örtlichen religiösen Festen durchflochten war, wie wenn der ursprünglich religiöse Charakter, den der Besuch heiliger Quellen in der Heidenzeit gehabt, hier durch die Jahrhunderte in christlicher Uebersetzung nachgewirkt hätte. –

Nicht unter den Patrozinien erscheint Johannes der Täufer; wohl aber zeichnete eine besondere Art von Feier im Krumbad dieses Sommeranfangsfest aus: das Johannisbad. Es herrschte im Krumbad der merkwürdige Volksbrauch, 24 Stunden hindurch ununterbrochen im Bad zu sitzen von 4 Uhr nachmittag des 23. Juni an. Kenntnis davon gibt uns erst 1651 ein Schriftwechsel (OA), entstanden aus einer Anzeige des Dekans zu Mindelheim. Er erhob bei der oberhirtlichen Stelle den Vorwurf des Aergernisses (wegen Versäumnis des feiertägigen Gottesdienstes) und des Aberglaubens. Denn an das Johannisbad knüpfte sich im Krumbad der Glaube, es sei so wirksam, „als wenn man drei, vier oder mehr Wochen cursu ordinario gebadet hätte“. Wir erfahren ferner, daß es sich da um einen altererbten Brauch handelte, und um einen Brauch, der ganz vorzugsweise, ja ausschließlich bei der ländlichen Umwohnerschaft im Schwange war, nicht bei den eigentlichen Badegästen aus den oberen Ständen. Um jene Zeit war der Zulauf ja nicht mehr stark; von 18 Bädern zu 24 Stunden ist die Rede. Die Klosterherren sahen es wohl selbst nicht gern, es war ihnen dabei nicht recht geheuer, da seit Ende des 16. Jh. derlei Bäder anderwärts,

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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)