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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504

Aber nach kaum 3/4jähriger glücklicher Ehe gelang es einem Verleumder, dem sonst so christlichen und ritterlichen Helden die eheliche Treue Adelheids zu verdächtigen, und im ersten Auflodern des Zornes und der Eifersucht wollte er sie töten.

Adelheid flüchtete in dieser höchsten Lebensnot zur nahen Scheune. Ulrich aber ließ selbe hinter ihr schließen, an drei Stellen anzünden und niederbrennen; geschehen im Jahre 1390.

Beim Abräumen des Brandplatzes fanden sich Adelheids Leib und Kleider ganz unversehrt von den Flammen und an den drei Zündstellen sprudelten drei Quellen hervor, welche sogleich einen großen Teich bildeten.

Dieses alles wurde als Zeugnis Gottes für die Unschuld der Geopferten vom Volk aufgefaßt, und die Auffindung der Quellen galt als Gottes Wille, damit durch den Tod der Dulderin, welche in ihrem Leben nur barmherzig sich gezeigt, neue Quellen zur Milderung menschlichen Elends, neue Quellen der Barmherzigkeit erstünden.

Durch den Verleumder, der nicht Ruhe noch Frieden fand, erhielt Ritter Ulrich die Bestätigung der Unschuld seiner Gattin! Er verfiel unsäglichem Gram und starb nach sieben in strengster Buße verbrachten Jahren auf dem Grabe Adelheids in Wettenhausen und ruht bei ihr in der Klosterkirche dortselbst.“

Die Frage, die sich uns zunächst aufdrängt, geht auf die Geschichtlichkeit der Adelheidsage: ob die Sage überhaupt und wie weit sie etwa einen geschichtlichen Hintergrund hat oder den Tatsachen entspricht, das wollen wir wissen. Ein günstiger Umstand ermöglicht uns die kritische Prüfung. Es haben sich Nachrichten über den Gegenstand der Sage erhalten, die bedeutend älter sind als die schriftliche Aufzeichnung der volkstümlichen Sagenform und aus Kreisen stammen, in denen man um die Sache ein Wissen haben konnte, mochte es auch nicht in allweg zutreffend sein.

I.

Die frühesten Aufzeichnungen wohl überhaupt – jedenfalls die frühesten für uns –, die sich mit dem Gattenmord im Hause Ellerbach befassen, liegen vor in Schriftstücken aus den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Diese Schriftstücke, erzählende Berichte, sind von Verwandten der Adelheid verfaßt und den Klöstern Wettenhausen und Ursberg übermittelt worden, deren Chronisten sie abschriftlich auf uns gebracht haben.

Wettenhausen besaß eine Aufzeichnung in deutscher Sprache von der Hand Georgs von Rot aus dem Jahre 1518; sie ist mir nur in der lateinischen Uebersetzung bekannt, die um 1630 P. Philipp Fabri seiner Chronologia Wettenhusana einverleibt hat (Clm 2220, S. 91 f., zum

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Alfred Schröder: Studie über das Krumbad. In: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6, S. 471–504. Selbstverlag der Herausgeber, Dillingen 1929, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Studie_%C3%BCber_das_Krumbad.pdf/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)