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Mechthild erzählt wird. Nach dieser Quelle soll Mechthilds Lebenswandel mehr als anstössig gewesen sein 123). Geschichten schmutzigster Art werden uns von ihr berichtet, aber so, dass man deutlich sieht, dem Chronisten ist es mehr um den schmutzigen Inhalt als um die historische Wahrheit zu thun, wie er denn auch sonst ein ausserordentliches Gefallen an Schwank- und Scherzgeschichten derbsten Genres zeigt und nur mit Vorsicht zu benutzen ist, ohne dass damit der culturgeschichtliche Wert der Quelle herabgesetzt werden soll. Freilich schlimme Gerüchte über Mechthild gingen schon bei ihren Lebzeiten um 124); wir werden aber nach dem sonstigen Bilde der Fürstin vollauf das Recht haben, ein gut Theil solcher Gerüchte auf Klatschgeschichten zurückzuführen und ihnen keinen grösseren Wert beizulegen. Mechthild, die ihrer Umgebung geistig weit überlegene Frau, die nach aussen wie im eigenen Lande stets gleich energisch auftretende fürstliche Wittwe mag, eben weil sie sich auf einem höheren Standpunkte fühlte, gelegentlich freierer Sitte, als sie sonst einer verwittweten Frau eingeräumt zu werden pflegt, gehuldigt haben 125). Wir dürfen gern zugeben, dass der Sinnlichkeitstrieb stark bei ihr ausgeprägt war; nie und nimmer aber verträgt sich mit ihrer feinfühligen Denkart das Rohe und Gemeine, ja eckelhaft Schmutzige, dessen sie der Zimmerische Chronist zeiht und auch die sonstige allgemeine Achtung, ihr frommes Gemüt, die innig kindliche Verehrung ihres Sohnes Eberhard, auf den sich die Liebe für Kunst und Wissenschaft vererbte, sprechen entschieden gegen solche Beschuldigungen.

     Ich glaube, um dieser Anklagen willen bedarf es keiner Ehrenrettung. Erzherzogin Mechthild ist des Andenkens wert 126), das ihr insbesondere ihre Residenzstadt Rottenburg