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die ebenso nach aussen hin ihre Rechte jederzeit energisch geltend zu machen wusste, wie sie auch in ihrem eignen Lande, zumal an ihrem Hofe weise und klug zu schalten verstand. Ihrem ihr allezeit in kindlicher Liebe ergebenen Sohne Eberhard war sie in schwierigen Regierungsangelegenheiten mit Rat und That zur Seite, schlichtete — ein echt weiblicher Beruf — seine Streitigkeiten mit Verwandten und Nachbarn und war gemeinsam mit ihm bestrebt, in den Klöstern eine strengere Zucht wiedereinzuführen, Güterstein, Kloster Hirsau 8) und die Rottenburger Pfarreien erfreuten sich ihrer ganz besonderen Gunst. Gegen ihre Unterthanen war sie gerecht, leutselig, milde und wohlthätig 9). Eine auch culturhistorisch interessante Berechnung der Besoldungen ihrer Bediensteten aus der letzten Zeit ihres Lebens ist auf uns gekommen 10) und zeigt uns, wie genau und geregelt es in ihrem Lande und an ihrem Hofe zugieng.

     Aber Mecluhild war nicht ausschliesslich eine praktische Natur. Sie war auch eine hochgebildete, für Kunst und Wissenschaft empfängliche Frau, eine »Liebhaberin aller Künste«, um mit den Worten eines später noch zu nennenden Zeitgenossen und Vertrauten zu reden. Es mag dieser Sinn für alles Schöne, insbesondere für die schöne Litteratur bei ihr ein Erbtheil, eine Mitgabe ihrer pfälzischen Heimat gewesen sein, die sie in die neue mit herübernahm. An ihren Namen knüpft sich für die Stadt Rottenburg eine Glanzzeit ihrer Geschichte; durch Mechthild ist Rottenburg für drei Jahrzehnte (1450—1482) der Mittelpunkt eines geistigen Lebens geworden, nicht nur im engeren Umkreise — nein, man darf sagen für das südwestliche Deutschland.

     Prüfen wir, in wie weit Mechthild auf die ehrende Bezeichnung einer Liebhaberin aller Künste Anspruch erheben