das Ziel, die große weiß gekalkte Tonne, klar in Sicht kam. Er war jetzt ein fester junger Kerl, und Mathematik und Wurfkunst hatte er täglich während seiner Knabenzeit getrieben. „Oho, Hauke!“ rief es aus dem Haufen; „das war ja, als habe der Erzengel Michael selbst geworfen!“ Eine alte Frau mit Kuchen und Branntwein drängte sich durch den Haufen zu ihm; sie schenkte ein Glas voll und bot es ihm: „Komm,“ sagte sie, „wir wollen uns vertragen: das heut’ ist besser, als da Du mir die Katze todtschlugst!“ Als er sie ansah, erkannte er, daß es Trien’ Jans war. „Ich dank’ Dir, Alte,“ sagte er; „aber ich trink’ das nicht. Er griff in seine Tasche und drückte ihr ein frischgeprägtes Markstück in die Hand: „Nimm das und trink’ selber das Glas aus, Trien’; so haben wir uns vertragen!“
„Hast recht, Hauke!“ erwiderte die Alte, indem sie seiner Anweisung folgte; „hast recht; das ist auch besser für ein altes Weib, wie ich!“
„Wie geht’s mit Deinen Enten?“ rief er ihr noch nach, als sie sich schon mit ihrem Korbe fortmachte; aber sie schüttelte nur den Kopf, ohne sich umzuwenden, und patschte mit ihren alten
Theodor Storm: Der Schimmelreiter. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1888, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)