hab’ ich droben auf dem Kirchhof finden können; die todten Körper werden von dem abströmenden Wasser durch den Bruch ins Meer hinausgetrieben und auf dessen Grunde allmälig in ihre Urbestandtheile aufgelöst sein – so haben sie Ruhe vor den Menschen gehabt. Aber der Hauke-Haiendeich steht noch jetzt nach hundert Jahren, und wenn Sie morgen nach der Stadt reiten und die halbe Stunde Umweg nicht scheuen wollen, so werden Sie ihn unter den Hufen Ihres Pferdes haben.
Der Dank, den einstmals Jeve Manners bei den Enkeln seinem Erbauer versprochen hatte, ist, wie Sie gesehen haben, ausgeblieben; denn so ist es, Herr: dem Sokrates gaben sie ein Gift zu trinken und unseren Herrn Christus schlugen sie an das Kreuz! Das geht in den letzten Zeiten nicht mehr so leicht; aber – einen Gewaltsmenschen oder einen bösen stiernackigen Pfaffen zum Heiligen, oder einen tüchtigen Kerl, nur weil er uns um Kopfeslänge überwachsen war, zum Spuk und Nachtgespenst zu machen – das geht noch alle Tage.“
Als das ernsthafte Männlein das gesagt hatte, stand es auf und horchte nach draußen. „Es ist
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)