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nur die wilden Wasser, die bald den alten Koog fast völlig überfluthet hatten. Noch immer aber ragte die Werfte von Hauke Haien’s Hofstatt aus dem Schwall hervor, noch schimmerte von dort der Lichtschein, und von der Geest her, wo die Häuser allmälig dunkel wurden, warf noch die einsame Leuchte aus dem Kirchthurm ihre zitternden Lichtfunken über die schäumenden Wellen.“




Der Erzähler schwieg; ich griff nach dem gefüllten Glase, das seit lange vor mir stand; aber ich führte es nicht zum Munde; meine Hand blieb auf dem Tische ruhen.

„Das ist die Geschichte von Hauke Haien,“ begann mein Wirth noch einmal, „wie ich sie nach bestem Wissen nur berichten konnte. Freilich die Wirthschafterin unseres Deichgrafen würde sie Ihnen anders erzählt haben; denn auch das weiß man zu berichten: jenes weiße Pferdsgerippe ist nach der Fluth wiederum, wie vormals, im Mondschein auf Jevershallig zu sehen gewesen; das ganze Dorf will es gesehen haben. – So viel ist sicher: Hauke Haien mit Weib und Kind ging unter in dieser Fluth; nicht einmal ihre Grabstätte

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Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)