müßte preisgegeben und der neue Deich durchstochen werden!
Schon sah er im Geist die stürzende Hochfluth hereinbrechen und Gras und Klee mit ihrem salzen schäumenden Gischt bedecken. Ein Sporenstich fuhr in die Weichen des Schimmels, und einen Schrei ausstoßend flog er auf dem Deich entlang und dann den Akt hinab, der deichgräflichen Werfte zu.
Den Kopf voll von innerem Schreckniß und ungeordneten Plänen kam er nach Hause. Er warf sich in seinen Lehnstuhl, und als Elke mit der Tochter in das Zimmer trat, stand er wieder auf und hob das Kind zu sich empor und küßte es; dann jagte er das gelbe Hündlein mit ein paar leichten Schlägen von sich. „Ich muß noch einmal droben nach dem Krug!“ sagte er, und nahm seine Mütze vom Thürhaken, wohin er sie eben erst gehängt hatte.
Seine Frau sah ihn sorgvoll an: „Was willst Du dort? Es wird schon Abend, Hauke!“
„Deichgeschichten!“ murmelte er vor sich hin, „ich treffe von den Gevollmächtigten dort.“
Sie ging ihm nach und drückte ihm die Hand, denn er war mit diesen Worten schon zur Thür
Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/193&oldid=- (Version vom 1.8.2018)