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Das Kind sah ins Weite: „Hat es Beine?“ frug es wieder; „kann es über den Deich kommen?“

– „Nein, Wienke; dafür paßt Dein Vater auf, er ist der Deichgraf.“

„Ja,“ sagte das Kind und klatschte mit blödem Lächeln in seine Händchen; „Vater kann Alles – Alles!“ Dann plötzlich, sich von der Mutter abwendend rief sie: „Laß Wienke zu Trien’ Jans, die hat rothe Aepfel!“

Und Elke öffnete die Thür und ließ das Kind hinaus. Als sie dieselbe wieder geschlossen hatte, schlug sie mit einem Ausdruck des tiefsten Grams die Augen zu ihrem Manne auf, aus denen ihm sonst nur Trost und Muth zu Hülfe gekommen war.

Er reichte ihr die Hand und drückte sie, als ob es zwischen ihnen keines weiteren Wortes bedürfe; sie aber sagte leis: „Nein, Hauke, laß mich sprechen: das Kind, das ich nach Jahren Dir geboren habe, es wird für immer ein Kind bleiben. O, lieber Gott! es ist schwachsinnig; ich muß es einmal vor Dir sagen.“

„Ich wußte es längst,“ sagte Hauke und hielt die Hand seines Weibes fest, die sie ihm entziehen wollte.

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Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/182&oldid=- (Version vom 1.8.2018)