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Langmuth weiter nicht zu trotzen. Ich, meine Freude, bin ein Greis; ich habe Deiche bauen und brechen sehen; aber den Deich, den Hauke Haien nach ihm von Gott verliehener Einsicht projectirt und bei der Herrschaft für Euch durchgesetzt hat, den wird Niemand von Euch Lebenden brechen sehen; und wolltet Ihr ihm selbst nicht danken, Euere Enkel werden ihm den Ehrenkranz doch einstens nicht versagen können!“

Jewe Manners setzte sich wieder; er nahm sein blaues Schnupftuch aus der Tasche und wischte sich ein paar Tropfen von der Stirn. Der Greis war noch immer als ein Mann von Tüchtigkeit und unantastbarer Rechtschaffenheit bekannt, und da die Versammlung eben nicht geneigt war, ihm zuzustimmen, so schwieg sie weiter. Aber Hauke Haien nahm das Wort; doch sahen Alle, daß er bleich geworden. „Ich danke Euch, Jewe Manners,“ sprach er, „daß Ihr noch hier seid, und daß Ihr das Wort gesprochen habt; Ihr andern Herren Gevollmächtigen, wollet den neuen Deichbau, der freilich mir zur Last fällt, zum mindesten ansehen als ein Ding, das nun nicht mehr zu ändern steht, und lasset uns demgemäß beschließen, was nun noth ist!“

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Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)