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Handel sind die Juden mit 55 Procent ihrer Bevölkerung, die Protestanten mit 12 Procent betheiligt. Diese Zahlen sind interessant, sie beweisen das sociale Uebergewicht. Daß daraus ein Uebergewicht der Bildung folgen muß, ist klar; es zeigt sich in stärkster Weise. Auf den Berliner Gymnasien sind 1488 Israeliten bei 4764 protestantischen Schülern; also 5 Procent der Bevölkerung, aber 30 Procent der Besucher höherer Schulen. Ein solcher Trieb nach socialer Bevorzugung, nach höherer Ausbildung verdient an sich die höchste Anerkennung; nur bedeutet er für uns einen Kampf um das Dasein in der intensivsten Form. Wächst Israel in dieser Richtung weiter, so wächst es uns völlig über den Kopf. Denn man täusche sich nicht; auf diesem Boden steht Race gegen Race und führt, nicht im Sinne des Hasses, aber im Sinne des Wettbewerbes einen Racestreit. Dagegen verwahrt sich freilich das Judenthum mit allen Kräften; es will als völlig deutsch gelten und weist von allen Gedanken meiner ersten Rede am meisten den zurück, daß es ein Volk im Volke, ein Staat im Staate, ein Stamm in einer fremden Race sei. Dennoch ist dies der Ausdruck thatsächlicher Verhältnisse. Ist Israel durch die „Alliance Israelite“ auf der ganzen Erde zu social-politischem Wirken verbunden, so ist es ein Staat im Staate, international innerhalb der Nation. Ist Israel in seinem Erwerbsleben isolirt, nimmt es an unserem Landbau gar nicht, an unserem Handwerk wenig Antheil, so ist es ein Volk im Volke. Israel hat noch heute religiöse Satzungen, die es von den andern Völkern absondern; die orthodoxen Israeliten glauben sich zu verunreinigen, wenn sie mit Christen zusammen essen, sie haben ihre besonderen Schlächter und ihre Speisegesetze. Nun, aber dann sind sie doch gewiß eine fremde Race, wenn sie die christlichen Deutschen und ihre Mahlzeiten für unrein achten. Ich glaube, daß man bei der Judenfrage gerade diesen letzteren Punkt all zu sehr übersieht; derselbe beweist, daß Israel in der That ein fremdes Volk ist und nie mit uns eins werden kann, außer wenn es sich zum Christenthum bekehrt. Die paar Mischehen von Reformjuden wollen dagegen nichts bedeuten. Und

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Adolf Stoecker: Das moderne Judenthum in Deutschland. Wiegandt und Grieben, Berlin 1880, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stoecker_Zwei_Reden.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)