gebrauchen ihre Macht zur Zerstörung des christlichen Volksbewußtseins. Schon jetzt sitzen sie übermächtig in den Bezirksvereinen, in der Stadtverordnetenversammlung; wie soll das werden, wenn es so weiter geht? Ich glaube in der That, daß das beste Theil des deutschen Geistes verwelke, wenn die Israeliten durch ihr Geld gleichsam die neue Aristokratie eines verjudeten Berlin, eines verjudeten Deutschland würden. Nur die Furcht vor dieser Perspective drängt mich zum offenen Aussprechen des socialen Mißverhältnisses, in welchem Israel und Deutschland stehen. Es ist natürlich den Juden sehr unangenehm, wenn diese Dinge zur Sprache kommen; merkwürdiger Weise sind auch viele Getaufte in Berlin schon so verjudet, daß sie das Aufdecken unseres Schadens wie eine Gewaltthat beklagen. Trotzdem ist nur auf diesem Wege eine Besserung möglich.
Bleiben wir zuerst bei einer Statistik von Berlin. Es ist Thatsache, daß Berlin 45,000 Juden hat und daß es ebensoviel hat wie ganz England, ganz Frankreich. Die Ignoranten der Magdeburgischen Zeitung haben freilich behauptet, das sei eine lächerliche Uebertreibung; sie wissen es eben nicht und schreien nur. England hat 46,000, Frankreich 51,000 Israeliten; gewiß darf man in einem Vortrag, bei dem es sich nicht um Statistik handelt, sagen, daß Berlin ebensoviel jüdische Bewohner hat. Diese Zahlen müssen doch auch den Stumpfsinnigsten zum Nachdenken bringen, denn jene Tausende sind meist in einer social ungemein bevorzugten Lage. Die Volkszählung Berlins vom Jahre 1867 mit 700,000 Einwohnern zeigt 3,9 Procent jüdischer Bevölkerung, unter ihnen 30 Procent der Familien, welche in der Lage sind, Erziehungspersonal für ihre Kinder zu halten. Leider findet sich betreffs der socialen Verhältnisse nichts Weiteres.
Der Bericht über die Volkszählung von 1871 giebt mehr Daten. Danach sind unter 100 Juden 71,3 Procent Arbeitgeber, unter 100 Protestanten 38,7 Procent; unter 10,000 Juden 1132 Directoren, 259 Directricen, unter 10,000 Protestanten 509 dirigirende Männer, 188 dirigirende Frauen; an dem
Adolf Stoecker: Das moderne Judenthum in Deutschland. Wiegandt und Grieben, Berlin 1880, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stoecker_Zwei_Reden.djvu/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)