aufzufordern „an maßgebender Stelle sofort Schritte einzuleiten, welche derartige Vorgänge in Zukunft unmöglich machen.“ Ich wünsche von Herzen, daß die Stadtverordnetenversammlung diese Vorgänge untersucht. Sie ist allerdings mit jüdischen Elementen weit über das Verhältniß der Bevölkerungszahl durchsetzt; aber ich traue ihr doch die Gerechtigkeit zu, daß sie nach geschehener Untersuchung nur Dr. Straßmann, ihren eigenen Vorsteher, tadeln würde. Denn eben die Auslassungen dieses Mannes, eines Juden, über unsere kirchlichen Verhältnisse haben es zu absoluten Nothwendigkeit gemacht, den jüdischen Anmaßungen ein energisches Halt zuzurufen. In seiner Stellung als der Präsident einer Körperschaft, welche neben den 45,000 Juden doch auch eine Million Christen zu vertreten hat, durfte er nicht sagen, was er gesagt hat. Ich habe aus Schonung in meiner vorigen Rede nur das weniger Beleidigende seiner Angriffe hervorgehoben, ich muß heute, um jedem Unpartheiischen ein Urtheil zu ermöglichen, den ganzen Abschnitt citiren. Derselbe lautet folgendermaßen:
„Die kirchliche Reaction nimmt einen kühnen Anlauf. Schon erheben sich nicht mehr die Dunkelmänner gewöhnlichen Schlages, sondern die wirklichen Ketzerrichter, die am liebsten die Andersgläubigen auf Scheiterhaufen verbrennen möchten, und in Ermangelung dessen statt der Liebe, zu der sie verpflichtet, nur Haß und Zwietracht predigen. Gott möge sie nicht nach ihren Thaten richten und noch weniger nach ihren Worten, denn ihre Zunge ist wie die der giftigen Viper und ihr Athem ist wie der Hauch des Sumpfes, in dessen Miasmen das Leben hinsiecht.“
Nicht wahr, es würde einen seltsamen Eindruck machen, wenn Dr. Straßmann nach solchen feindseligen, übrigens geschmacklosen Aeußerungen gegen christliche Parteien sich darüber beschweren wollte, daß man dergleichen Schmähungen höflich von sich abweist? Darüber interpellirt, hat er sich auf sein Recht als Wahlcandidat berufen und erklärt, er meine damit nur diejenigen, welche Haß und Zwietracht säen und den Frieden stören.
Adolf Stoecker: Das moderne Judenthum in Deutschland. Wiegandt und Grieben, Berlin 1880, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stoecker_Zwei_Reden.djvu/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)