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ihm beizubringen, in sich einsaugt und so zum Bösewicht wird?“ Ich habe Briefe empfangen, die rein im Fieber geschrieben sind. Der eine verwünscht mich als einen zweiten Massenmörder Haman und prophezeit mir ein gleiches Ende; der andere erklärt, in England oder Amerika würde ich an den nächsten Laternenpfahl gehängt werden; ein dritter vergleicht mich mit Most und bedroht mich mit Ausweisung; ein vierter, der sich, um größeren Eindruck zu machen, Freund und Amtsgenosse nennt, stellt mir die Schrecken einer Disciplinaruntersuchung und Amtsentsetzung vor Augen und dringt in mich, alles Gesagte zurückzunehmen. Daneben fehlt es nicht an unglaublichen Gemeinheiten, die ich nicht wiedergeben kann. Das sind die Resultate der ordinären Zeitungslügen. Aus der Höhe einer anständigen, friedlichen Discussion wird die Judenfrage ohne


erdichtet. Ich bin der größte Gegner von Herrn Stöcker, es gelang mir auch, bei der Versammlung theilweise seine Ansichten abzuschwächen, und dennoch werde ich am Ende gezwungen sein, Herrn Stöcker Gerechtigkeit zukommen zu lassen, als er die Behauptung in seinem Vortrage aufstellte, „daß die Reporter gewisser Blätter eine Schande für die Stadt der Intelligenz sind, daß sie eben so unwissend als unwahr sind. Vieles fälschen sie aus Unverstand, das Meiste aus Bosheit.“ Was soll dieser Popanz in Ihrer heutigen Zeitung? Es wurde nicht Theater gespielt; es wurden Debatten geführt über die heiligsten Rechte zweier Glaubensgenossen, und die Versammlung fand großes Interesse an für und wider, so daß sie einstimmig beschloß, in der nächsten Zeit noch einen Abend diesem Thema zu widmen. Was kümmert sich die Welt um Ihr Tageblatt? Sobald es aber da ist, so muß die Redaction rein sein wie Gold; und wie ein jeder Richter über jeder Partei steht, so muß dieser Vertreter seiner Zeitung stehen.
Wenn Sie nicht zuverlässige Reporter haben, so unterlassen Sie doch den Bericht; würden Sie für 5 Pf. den Vortrag von Herrn Stöcker gekauft haben, so würden Sie gewußt haben, daß der Mann die größten Autoritäten des Judenthums anführte, sehr mäßig sprach, dadurch einen sehr großen Eindruck bei seinen Anhängern hervorbrachte; fünf sprachen
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Adolf Stoecker: Das moderne Judenthum in Deutschland. Wiegandt und Grieben, Berlin 1880, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stoecker_Zwei_Reden.djvu/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)