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Ob er nicht wisse, was ein Jewrej sei?

Nein. Er wisse es nicht. Absolut nicht.

Nu-zyd? Parch! –“ dolmetscht ein wissender Bauer, stramm und pflichteifrig.

„Da! da! – zyd –“ bestätigt der Kosak und spuckt aus. Ob er einer sei?

Schulim macht eine abwehrende Handbewegung. Er weiß es: diesmal könnte seine Judenheit ihm den Rücken zermalmen.

Zyd –? –“ zieht er langsam, mit einem Lächeln, das in sein Herz schneidet. „Nie – Kalwin –“

Der Kosak wußte nicht, was „Kalwin“ bedeute, aber es schwante ihm, daß es kein Jewrej sei. Wie zur Selbstversicherung sagte er vor sich hin, halb fragend, halb seine Zweifel tilgend: „Chrystanin“.

Der Zweite aber wandte sich an die umstehenden Bauern mit der Frage, ob sie Schulim kennten. Das heißt: als Juden.

Ein Zittern fliegt dem Uhrmacher von den Beinen bis in die Haare. Seine Hände schlottern, aber er darf es den Bauern nicht verraten. Es beruhigt ihn das eine, daß der Zufall keinen von den Städtischen hierher geleitet. Während sie ihn mustern, seine „herrische“ Kleidung prüfen, seinen sorgfältig nach Schwedenart gestutzten Bart untersuchen, seine Nase messen, wendet sich Schulim an den Kosaken, scheinbar frei und fordernd: „Hör mal, Bruder! Ich rauche leidenschaftlich und hab keinen Tabak. Gib mir was zu rauchen.“

Die Bauern hören, wie er dem Kosaken „Bruder“ zuruft. Dieser greift nach dem Tabak und reicht ihn

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Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)