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Er wandte sich hierauf zur Wassilowa und fragte, woher sie das so gut wisse, wer ihr das alles zugetragen hätte.

Zugetragen –? Die Bäuerin machte ein höchst beleidigendes Gesicht. Ihr, der Wassilowa, sollte das erst von jemand zugetragen werden? Und sie lachte breit und selbstbewußt. Was er wohl von ihr denke? Das verstehe sich doch von selbst. Und sie habe es aus erster Quelle.

„Ja, Brüderchen, wir wissen es alle –“ schloß sie. Und sie nickte mit dem Haupt zur Versicherung ein paarmal, biß abwechselnd in einen Apfel und in den gekauften Rosinenkuchen, schmatzte befriedigt mit den Lippen und nickte weiter.

„Tu, Brüderchen, einmal dreinbeißen –“ sie reichte dem Soldaten den angebissenen Apfel – und wähl dir ein paar Bäuche unter diesen da.“

Den Kosaken zwickte es. Das Weib war ihm zuwider und ihre Bosheit, die sie gar nicht aus dem Gleichgewicht brachte, empörte ihn.

Job twoja matj“ – spuckte er ihr ins Gesicht. „Bestie!“ und los mit der Nagajka, daß das Weib wie ein Bär auf Glüheisen hopste.

Nein! So was! Hören und Sehen vergingen ihr beinahe. Und die Bauern und Bäuerinnen ringsum standen still und wagten nicht zu mucken.

Jewrejski kozak – Judenkosak –“ flüsterten sie nur kleinlaut und zitterten wie jüdische Kleinhändler, wenn sie Kraschnicki, den Polizmeister, vorbeigehen sahen.



Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)