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Heiligenstadt im Eichsfelde seinen Beifall. Er gab also Schreibers ausführlichem Artikel über dieses Schulwerk in Nr. 5 mit Unterzeichnung seines Namens ein Geleitwort bei. Unsere geistige Bildung sei bisher von den Werken der geistreichsten Menschen, welche die Geschichte kenne, ausgegangen und Teutschland müsse forthin den Anwachs der gelehrten Staatsbürger in der Schule durch jene klassischen Werke der höchsten Humanität zu reineren Ansichten, zu edleren Gesinnungen erheben und stärken. Von dieser Erkenntnis sei der preussische Schulplan durchdrungen; ein solches Beispiel werde, auch wegen der musterhaften Vereinigung beider Konfessionen, in den badischen Landen Teilnahme erregen. Aber anstatt „Deutschlands“ hatte Schreiber nach seiner Gewohnheit in jenem Geleitwort „Teutschlands“ drucken lassen, eine Unform, die Voss nicht auf sich sitzen lassen mochte. Seiner Gelehrsamkeit, die er ähnlich schon in der Jenaischen Abhandlung über Klopstocks grammatische Gespräche und Adelungs Wörterbuch (Kritische Blätter 2, 374. 416) bewiesen hatte, wurde es leicht, in einer Berichtigung (Nr. 6) aus den Schriften Hagedorns, Klopstocks und vieler anderer, bis auf Goethe und Schiller herab, Belege für die allein giltige Schreibart „Deutschland“ beizubringen, und mit alter Animosität gegen Wieland spöttelte er auf dessen „teutschen“ Merkur und diejenigen neueren Modeblätter, die dem glänzenden Vorgänger mit vollem Munde „nachteutschten“; er schloss: „Aber meinen verehrten Mitbürger, den feinsinnigen Herausgeber dieser nützlichen Wochenschrift, lade ich im Namen der deutschen Sprachgöttin feierlich ein, dem ehrwürdigen Chore der Deutschen, denen Teutschheit widerlich ist, als würdiger Deutscher sich anzuschliessen. Johann Heinrich Voss.“ In derselben Nummer ist auch noch ein „Vorschlag an das Heidelberger Publikum“, eine bleibende Anstalt für einen Singchor zu errichten, neben Ewald, Schwarz und Schreiber an erster Stelle von Voss unterzeichnet, und „mit Erlaubnis des ehrwürdigen Verfassers“ druckte Schreiber Vossens Gedicht „Das Nothwerk“ (Sämtliche Gedichte 1802. 5, 163) ab, um gegen die kirchlichen und Polizei-Ordnungen anzukämpfen, die das Einbringen des Getreides am Sonntage überhaupt verböten. Vossens Übersetzungen des Horaz wie des Hesiod und der orphischen Argonautika wird dementsprechend in Nr. 8 glänzende Anerkennung[WS 1] zu teil. Seiner Anregung mag es auch zuzuschreiben sein, dass die Wochenschrift 1807, Nr. 25, die von W. K. F. in der Jenaischen Litteratur-Zeitung gelieferte lebhafte Zustimmung zu der Verteilung der königlich baierischen Gemäldesammlung auf verschiedene Städte des Reiches im Auszuge brachte,


  1. Vorlage: Anerkennuug
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Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)