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7. Deichschau Xanten-Wardt. Im Jahre 1859 wurde die Restzahlung für die Herstellung der Deichbrüche aus dem Jahre 1855 geleistet, 1860 die Deichstrecke oberhalb Beek erhöht und verstärkt, 1861 die Schleuse gegenüber Vynnen ausgebessert.

8. Deichschau Vynnen-Obermörmter. 1859 wurden kleine Beschädigungen des Deiches ausgebessert, 1860 die Hauptabzugsgräben in Stand gesetzt, 1861 die Schleuse reparirt.

Im Januar 1861 hatten die Deiche einen Eisgang zu bestehen, der indessen ziemlich glücklich vorüber ging. Der Verlauf desselben war folgender.

Nachdem das erste Treibeis am 25. Dezember 1860 bei etwa 61/2 Fuß Pegelhöhe erschienen war, welches bald mehr, bald weniger drängend durchtrieb, setzte sich dasselbe, von unten anfangend, zu Wesel bei 18 Fuß 1 Zoll Pegelhöhe am 14. Januar 1861 Nachmittags, zu Orsoy bei 21 Fuß am 16. Januar Mittags, zu Homberg bei 18 Fuß 1 Zoll am 17. Januar Morgens 8 Uhr, zu Uerdingen bei 21 Fuß am 20. Januar Nachmittags 2 Uhr. Das am 17. Januar eingetretene Thauwetter erweckte große Besorgnisse, welche aber nicht in Erfüllung gingen. Da der Wasserstand in Köln und Koblenz ein sehr geringer war (5–7 Fuß) so brachte das Thauwetter nur unbedeutende sehr langsam sich vermehrende Wassermengen, während gleichzeitig das Eis mürbe wurde. In den nächsten Tagen schob sich dasselbe bei bald fallendem, bald steigendem Wasser fester zusammen, rückte auch hier und da etwas abwärts. Am 28. Januar setzte sich die Eisdecke von Uerdingen bis Essenberg in Bewegung, stellte sich aber alsbald wieder fest und stand nun von Essenberg abwärts gedrungen fest an Homberg vorbei bis gegen Haalen. Schon vorher hatte sich unterhalb Haalen das Eis mehrfach in ähnliche compakte Massen zusammen geschoben. In Folge dessen stieg das Wasser; namentlich geschah dies bei Essenberg durch den Zufluß der angeschwollenen Ruhr so rasch, daß am 28. Januar Nachmittags 4 Uhr bei einem Wasserstande von 25 Fuß 8 Zoll am Ruhrorter Pegel die Eisbarre bei Haalen gesprengt wurde und die ganze Eisdecke zwischen Essenberg und Haalen in’s Treiben kam. Um 6 Uhr Abends war dieselbe bereits ganz abgetrieben, und das Wasser auf 22 Fuß gefallen. Ein Glück war es, daß sich die unterhalb Haalen befindlichen Eismassen bereits vorher in Bewegung gesetzt hatten: dies geschah am selbigen Tage zu Wesel Morgens 7 Uhr bei 23 Fuß 2 Zoll Pegelhöhe, zu Rees Morgens 9 Uhr bei 22 Fuß 1 Zoll und zu Emmerich Morgens 93/4 Uhr bei 19 Fuß 6 Zoll. Am Abend des 28. Januar war daher der Rhein, soweit er unsern Kreis berührt, eisfrei. Leider setzte sich das Eis in Folge der Eisstopfungen in den niederländischen Gewässern am 30. Januar wieder in Emmerich fest und verursachte eine Überschwemmung. Bei diesem Eisgang haben sich die Dämme unseres Kreises gut gehalten, indem nur

1. der Homberger Deich am 28. Januar auf einige Stunden überlief und auf 3–4 Ruthen breit einige Fuß tief ausgekolkt wurde,

2. am gleichen Tage der Rückstaudeich der Schau Orsoy in der Nähe von Grunland auf 30 Ruthen Länge durchbrochen wurde, in Folge dessen der Polder einlief, und

3. als derselbe am 29. Januar wieder auslief, der Spey gegenüber derselbe Rückstaudeich auf 10 Ruthen Länge fortgerissen wurde.

Diese Beschädigungen wurden alsbald ohne Mühe wieder hergestellt.

Außer den Deichschauen giebt es im Kreise zwei Melioratiosverbände, nämlich

1. Die Genossenschaft zur Entwässerung des Essenberger Bruches. Dieses Bruch, wie oben (Abschnitt II) bemerkt, ein alter Rheinarm, umfaßt 486 Morgen und wird durch einen Graben, welcher durch die im Banndeich bei Essenberg angebrachte Schleuse geführt ist, entwässert. Wenn das Rheinwasser bis auf 9 Fuß am Pegel steigt, so muß die Schleuse geschlossen werden, damit der Polder nicht einläuft. Treten nun Regengüsse ein, so wird das Bruch, da der Graben keinen Abfluß hat, überschwemmt, und wenn dies zur Sommerzeit geschieht, die Heuerndte gefährdet. Um diesem Übelstande abzuhelfen, ist auf der Binnenseite des Dammes unterhalb der Schleuse ein kleines Gebäude errichtet worden, in welchem eine Lokomobile von 8 Pferdekraft aufgestellt ist, welche die Aufgabe hat, beim Verschluß der Schleuse das sich vor derselben ansammelnde Bruchwasser vermittelst eines durch den Damm geleiteten Rohres von 12 Zoll Durchmesser in den Rhein zu pumpen. Im Jahre 1862 ist dies bereits mit Nutzen geschehen. Die Kosten der baulichen Anlagen betragen

1. für das Haus 1226 Thaler
2. für die Dampfmaschine, das Ausgußrohr und mehrere Geräthschaften 3174
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3. für Arbeiten am Graben, den Durchstich des Dammes zum Legen des Rohres,
die Ausgrabung eines Bassins, Grundentschädigung etc.

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Summa
4688
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