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obwohl es unzweifelhaft ist, daß die Zahl der Wohnhäuser zugenommen hat. Ein etwas sichreres Resultat dürfte die Vergleichung mit 1843 liefern. Wir wissen zwar nicht, in welchem Grade die Zählung damals genau war: nehmen wir an, daß sie mit derjenigen von 1858 auf einer Linie stand, so wird der etwanige Fehler auf die Differenz der Resultate von 1843 und 1861 einen weit geringeren Einfluß ausüben, als auf diejenige der Resultate von 1858 und 1861.

Im Jahre 1843 wurden gezählt 7357 Wohngebäude
" " 1861 " " 8912 "
die Zunahme beträgt demnach 1555 "

Es vermehrten sich also 1000 Wohngebäude auf 1211, indeß sich 1000 Menschen nur auf 1153 vermehrten. Da die Zunahme der Wohnhäuser hauptsächlich in der Vermehrung der kleineren Ansiedelungen auf urbar gemachtem Busch- oder Heideland ihren Grund hat, so spricht sich auch hier wieder die Thatsache aus, daß die Zunahme der Bevölkerung mit der Zunahme der Bodenkultur nicht gleichen Schritt gehalten hat, wovon denn der Mangel an ländlichen Arbeitern die Folge ist. Andererseits ergibt sich aus dem Mitgetheilten, daß jetzt im Durchschnitt weniger Menschen auf ein Haus kommen, als im Jahre 1843, und da die Beschaffenheit der Häuser sich seit jener Zeit in jeder Beziehung erheblich verbessert hat, daß die Einwohner unseres Kreises gegenwärtig geräumiger und gesunder wohnen, als damals.

Es kamen auf ein Wohnhaus Menschen

  im Jahre   in den Städten   auf dem Lande   überhaupt
im Kreise Moers 1843 6,93
" " " 1861 6,53 6,61 6,59
" Regierungsbezirk Düsseldorf 1858 8,01
" ganzen Staate 1849 11,8  7,5  8,4 

Obwohl es an Material fehlt, um eine Verhältnißzahl für die Geräumigkeit der Häuser zu finden, so ist es doch für jeden, der einigermaßen mit der Sache bekannt ist, unzweifelhaft, daß der Kreis Moers in dieser Beziehung den Durchschnitt des Staates weit übertrifft. Weiß man dies, so ergeben die eben mitgetheilten Zahlen, daß auf jede einzelne Person im hiesigen Kreise weit mehr Wohnraum kommt, als im Staate. Vielleicht ist dies ein Grund der obenerwähnten günstigen Sterblichkeitsverhältnisse, vorausgesetzt, daß dieselben sich als constant erweisen. Auffallen muß es, daß in den Städten des Kreises weniger Menschen in je einem Hause wohnen, als auf dem Lande. Es hängt dies mit dem bereits hervorgehobenen Stillstand der Städte in Beziehung auf die Bevölkerung zusammen. Vergleicht man den südlichen Theil des Kreises (Canton Moers mit Friemersheim) mit dem nördlichen, so zeigt sich auch hier wieder ein erheblicher Unterschied, indem in jenem 7,31, in diesem nur 6,08 Menschen auf ein Wohnhaus kommen. Unverkennbar ist die Nachbarschaft der industriellen Bezirke und der Einfluß, den sie auf die Berufsarbeit im südlichen Theile des Kreises ausüben, die Ursache dieser Verschiedenheit.

Die Bauart der Häuser ist durchgehends massiv, das Material der Umfassungswände Ziegelstein; Fachwerkbauten sind selten; auf der Bönninghardt giebt es leider noch einige Plaggenhütten. Zur Bedachung werden meist Ziegel verwendet; die Zahl der Strohdächer hat sich sehr vermindert, so daß sie nur noch ausnahmsweise vorkommen. Die neueren Wohnhäuser auf ländlichen Besitzungen von einigem Umfang sind in der Regel zweistöckig. Viehställe und andere Öconomiegebäude liegen oft mit den Wohnhäusern unter einem Dache oder sind rechtwinklich an dieselben angebaut, so daß man von den einen in die anderen gelangen kann. In den fünfziger Jahren sind auf dem Lande viele neue Wohnhäuser, aber noch mehr neue Öconomiegebäude errichtet worden, so daß der Zustand der Gebäulichkeiten im hiesigen Kreise im Allgemeinen ein recht befriedigender ist. Über die Kauf- und Miethpreise der Häuser läßt sich wenig sagen. Auf dem Lande werden Häuser in der Regel nur mit den dazu gehörigen Grundstücken verkauft oder verpachtet. In den Städten findet ein lebhafter Verkehr mit Häusern nicht statt; dieselben sind, da die Bevölkerung stille steht, nicht sehr gesucht, die Preise daher niedrig. Die vermietheten Häuser gehören in der Regel zu den geringeren. Erst nach Durchführung der Gebäudesteuerveranlagung werden sich in dieser Beziehung genauere statistische Angaben machen lassen.

Der Kreis Moers ist in Bezug auf das Landbauwesen in zwei Theile eingetheilt, von denen der eine, die Bürgermeistereien Friemersheim, Emmerich, Homberg, Moers, Capellen, Neukirchen, Vluyn und Schaephuysen umfassend, zum Bezirke des Kreisbaumeisters Lange in Crefeld, der andere mit den übrigen Bürgermeistereien zum Bezirke des Kreisbaumeisters Cuno in Xanten gehört.