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und hier schlafenden Weiber, welche außerhalb des Kreises verheirathet sind, ab, so wären, die Richtigkeit der Angaben vorausgesetzt, im Jahre 1858 mindestens 9604, und im Jahre 1861 mindestens 9357 Ehen vorhanden gewesen, also in dem letzteren Jahre weniger etwa 247. Da nun in den Jahren 1859–61 1239 Ehen geschlossen wurden, so wären in derselben Zeit etwa 1486 Ehen durch den Tod gelöst worden, also ungefähr 20% Ehen mehr gelöst, als geschlossen. Da dies nicht recht glaubhaft und da es überhaupt unwahrscheinlich ist, daß 1861 weniger Ehen vorhanden gewesen seien, als 1858, so halten wir die mitgetheilten Zahlen aus 1858 im Vergleich zu den sorgfältiger ermittelten Zahlen aus 1861 für sehr unsicher, zumal 1858 nicht wie 1861 auf die Zahlen der Unverheiratheten, Verwittweten und Geschiedenen, welche als Controlle für die Zahl der Verheiratheten hätten dienen können, verlangt wurden. In Zukunft wird man für die durch den Tod aufgelösten Ehen bessere Daten haben, da, wie schon bemerkt, seit 1861 die Gestorbenen nach dem Familienstande gesondert registrirt werden.

Wieviel Ehen unter der Gesammtzahl von bereits verheirathet gewesenen und wie viele von Junggesellen und Mädchen geschlossen wurden, läßt sich bei der gegenwärtigen Einrichtung unserer Tabellen nicht angeben.

Auch über das Alter der Heirathenden bieten dieselben nur Ungenügendes dar. Soviel indessen ergiebt sich, daß in den letzten drei Jahren ungefähr 93% aller Ehen von Männern bis zu 45 Jahren überhaupt, und etwa 70% von Männern bis zu 45 Jahren mit Frauen bis zu 30 Jahren eingegangen worden sind.

Nach den Confessionen gesondert heiratheten:

Katholiken   Evangelische
Männer bis 45 Jahre alt überhaupt 591 550
"
"
"
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mit Frauen bis 30 Jahre alt   432 435

Vergleicht man hiermit die Gesammtzahl aller katholischen und evangelischen Trauungen, so ergiebt sich, daß unter beiden Confessionen etwa 93% aller Ehen von Männern bis zu 45 Jahren überhaupt, dagegen bei den Katholiken 68% und bei den Evangelischen 73% aller Ehen von Männern bis zu 45 Jahren mit Frauen bis zu 30 Jahren geschlossen wurden. Es folgt hieraus, daß die Zahl der – wenn man sie so nennen darf – rechtzeitigen Ehen bei den Evangelischen mit der Gesammtzahl der Ehen verglichen größer ist, als bei den Katholiken; daß dies jedoch lediglich daher rührt, daß bei diesen mehr Frauen ihre Verheirathung über das 30ste Lebensjahr hinaus verschoben haben, als bei jenen. Ob diese Erscheinung eine constante ist, muß, da die beobachteten Zahlen noch zu klein sind, dahingestellt bleiben. Jedenfalls wäre es voreilig, hier wieder an einen Gegensatz zwischen beiden Kreistheilen zu denken; denn, wenn es gleich erfahrungsmäßig feststeht, daß in ganz oder theilweise industriellen Bezirken mehr frühzeitige Ehen geschlossen werden, als in lediglich Ackerbau treibenden, so kann doch dieser Gegensatz bei unserer Classificirung der Ehen, welche bei Männern vor dem 45. und bei Weibern vor dem 30. Jahre keine Altersklassen unterscheidet, nicht hervortreten. Es ist wahrscheinlich, daß im Canton Moers früher geheirathet wird, als in den beiden anderen Cantonen; beweisen läßt sich dies indessen bei der Mangelhaftigkeit des uns zu Gebote stehenden Materials nicht.

Dividirt man die durchschnittliche Zahl der jährlichen Trauungen (413) in die Zahl der vorhandenen Ehen (etwa 9357), so ergiebt sich unter der Voraussetzung, daß die Zahl der Trauungen sowohl, als die Vitalität der Bewohner des Kreises seit längerer Zeit unverändert geblieben ist, die mittlere Dauer der Ehen in Jahren. Die Richtigkeit der letzteren Voraussetzung lassen wir dahingestellt; die erstere trifft jedenfalls nicht zu, weil die Zahl der Trauungen mit dem Anwachsen der Bevölkerung unzweifelhaft zugenommen hat. Der sich herausstellende Quotient (22,6) wird demnach die mittlere Dauer der Ehen etwas zu gering angeben. In Preußen beläuft sich die ebenso berechnete mittlere Dauer der Ehen auf 18,9 Jahre, in Belgien dagegen, welchem der Kreis Moers auch bezüglich der Heirathsfrequenz (sie beträgt daselbst 1 : 145,11) nahe kommt, auf 22,1 Jahre.

Um die mittlere Fruchtbarkeit der Ehen zu ermitteln, pflegt man die Zahl der im Durchschnitt jährlich Getrauten (413) in die Durchschnittszahl der Geborenen (2015) zu dividiren. Hiernach wurden in jeder Ehe durchschnittlich 4,9 Kinder erzeugt. Daß dies Resultat ein sehr unzuverlässiges ist, liegt auf der Hand. In Preußen kommen nach derselben Methode berechnet 4,4 Kinder auf die Ehe.

Ehescheidungen sind im Laufe der drei letzten Jahre nicht bekannt geworden. Tatsächlich getrennte Ehen und Concubinate sind glücklicherweise sehr selten.