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eines Theiles der an die Grafschaft Moers gränzenden Gemeinde Rayen. Die nördlich an die Grafschaft gränzenden Bürgermeistereien Orsoy Stadt und Land, sowie die zu jener noch gehörende Bürgermeisterei Budberg sind confessionell ziemlich gleichmäßig gemischt; auch in der Bürgermeisterei Camp ist ungefähr ein Drittheil der Einwohner evangelisch. Alle übrigen Bürgermeistereien sind vorzugsweise katholisch; die daselbst wohnenden Evangelischen, welche nur etwas mehr als den zwölften Theil der Bevölkerung ausmachen, sind gesammelt in den kleinen Pfarreien Rheinberg, Wallach, Alpen, Büderich, Xanten, Mörmter und Sonsbeck. Im Allgemeinen kann man hiernach sagen, daß – einige Ausnahmen abgerechnet – die Evangelischen den südlichen, die Katholiken den nördlichen Theil des Kreises bewohnen. Aus dieser Verschiedenheit der Wohnsitze dürften sich manche statistische Unterschiede unter den Bekennern beider Confessionen, namentlich auch das stärkere Anwachsen der evangelischen Bevölkerung erklären lassen.

Die nachstehende Tabelle zeigt, daß dieser Zuwachs von 1843–61 bei den Evangelischen 17,94% bei den Katholiken dagegen nur 13,07% betragen hat.

  Seelenzahl Zunahme der Seelenzahl Zunahme in Prozenten
1843 1858 1861 von
1858
bis
1861
von
1843
bis
1861
von
1858
bis
1861
von
1843
bis
1861
Katholiken
27955 31492 31610 118 3655 0,37 13,07
Evangelische
22557 25856 26605 749 4048 2,89 17,94
Juden
471 530 553 23 82 4,34 17,41

Diese Verschiedenheit rührt zum großen Theil daher, daß der Überschuß der Auswanderung über die Einwanderung bei den Katholiken weit größer ist, als bei den Evangelischen. Auch scheint wenigstens nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre das Verhältniß der Gebornen zu den Lebenden bei diesen größer zu sein, als bei jenen. (Siehe das Nähere unten). Die Ursache hiervon darf man nicht etwa in konfessionellen Eigenthümlichkeiten suchen wollen; sie ist, wie bereits bemerkt, darin zu finden, daß der südliche hauptsächlich von den Evangelischen bewohnte Theil des Kreises weit mehr von der Industrie der benachbarten Kreise beeinflußt und weit dichter bevölkert ist, als der nördliche vorzugsweise von den Katholiken bewohnte Theil.

Hinsichtlich der Sprachverhältnisse haben wir keine wesentlichen Verschiedenheiten zu registriren. In allen Familien wird deutsch gesprochen, und zwar durchgehends plattdeutsch, welches sich, je mehr man im Kreise vom Süden nach dem Norden fortschreitet, vom Hochdeutschen entfernt und dem Niederländischen nähert. In einer Anzahl von Familien auf der Bönninghardt, den Abkömmlingen von Colonisten vom Main, welche sich in den Jahren 1750–60 hier niederließen, hat sich die oberdeutsche Mundart bis heute erhalten. Auch einige Familien benachbarter Gemeinden, welche theils von der Bönninghardt, theils aus Pfalzdorf (im Kreise Cleve) eingewandert sind, sprechen diese Mundart.

Betrachten wir die Bevölkerung nach der Verschiedenheit des Wohnsitzes, so ist zu bemerken, daß die statistischen Tabellen bei der Gegenüberstellung von Stadt und Land nur den politischen Gegensatz im Auge haben. Unter den Städten werden nämlich diejenigen Gemeinden verstanden, welche auf dem Provinziallandtage im Stande der Städte vertreten sind, alle übrigen Gemeinden aber zum Lande gerechnet. Statistisch wichtiger ist der Gegensatz der vorwiegenden Berufsarbeit. Man wird in dieser Beziehung diejenigen Orte, in welchen vorzugsweise Ackerbau betrieben wird, zum Lande, diejenigen, in welchen die industriellen Berufszweige vorherrschen, zu den Städten rechnen, daneben aber für letztere noch eine gewisse räumliche Geschlossenheit in Anspruch nehmen müssen. Geht man hiervon aus, so muß der Flecken Sonsbeck mit 1391 Einwohnern, welcher ehemals städtische Rechte besaß, mit zu den Städten gezählt werden. Die Flecken Alpen mit 900 und Büderich mit 1220 Seelen, welcher letztere ebenfalls früher städtische Rechte besaß, stehen zwischen Stadt und Land ungefähr in der Mitte. Andrerseits müssen von den Stadtgemeinden Orsoy Stadt, Rheinberg und Xanten die zu denselben gehörigen ländlichen Theile, welche von dem benachbarten Lande in keiner Weise specifisch verschieden sind, in Abzug gebracht werden. Es sind dies bei Orsoy Stadt die Ortschaften resp. Gehöfte Driessen, Milchplatz, Grunland, Kettgeshof, Kuiksgrind, Plank und Orsoyerberg mit 407 Seelen, bei Rheinherg die zweite